Mit Konzerten, zu denen das Publikum nur über Verlosungen Eintritt findet, ist das immer so eine Sache. Einerseits kommen mehr Leute in den Genuss Musiker zu sehen, die sie sonst vielleicht nicht unbedingt sehen würden, andererseits hat man oft das Gefühl, dass eben letztere zu wenig gewürdigt werden. So auch teilweise bei der diesjährigen Beck’s Music Experience in Berlin, die dieses Jahr in den riesigen fabrikartigen Hallen der Station in Kreuzberg stattfand.
Den Anfang machen an diesem Samstagabend die Newcomer My Tiger My Timing, die den Nachwuchswettbewerb auf Myspace gewonnen hatten, aber leider nicht wirklich überzeugen können. Ihr Pop-Rock ist zwar ganz nett, mehr aber auch leider nicht. Zu wenig, um sich wirklich in das Gedächtnis des Publikums zu spielen.
Probleme mit dem Publikum hat aber auch ein gewisser Paul Smith, sonst als Frontmann von Maximo Park unterwegs, aber heute auf Solofaden mit seinem Album MARGINS im Gepäck.
Sein Set beginnt mit dem „slowest song you’ve ever heard“. Auf „slow“ stehen die Zuschauer leider nicht so wirklich, denn der Geräuschpegel der gut 3.000 Zuschauer bleibt auch während des Konzerts relativ hoch und da hat der viel zu leise eingestellte Herr Smith mit seinen eher ruhigen Songs drunter zu leiden. Musikalisch ist das alles andere als schlecht, nur der Rahmen, in dem er hier auftritt, ist leider mehr als unpassend. Da helfen auch die am Ende akustisch gespielten Maximo Park-Songs nichts: Paul Smith wäre in einem kleinen kuscheligen Club um einiges besser aufgehoben gewesen.
Seis drum, nach der Umbaupause geht es um einiges flotter weiter mit den Ting Tings aus England. Katie White, die eine große Bühnenpräsenz mitbringt, wirbelt wie ein wildgewordenes Tier immer wieder von einer Seite der Bühne zur anderen und fordert das Publikum zum kollektiven Tanzen auf, während ihr Partner Jules De Martino kompromisslos auf die Drums schlägt. So langsam kommen die anfangs doch noch sehr zurückhaltenden Zuschauer der Aufforderung zum Tanzen auch nach und die riesige Halle kommt nach und nach auf Betriebstemperatur. Neben neuen Songs, die auf den ersten Höreindruck hin doch relativ nahtlos ans Vorgängeralbum WE STARTED NOTHING anknüpfen, dürfen am Ende die Hits „Shut Up And Let Me Go“ und „That’s Not My Name“ natürlich nicht fehlen.
Dann aber ist es Zeit für die würdigen Headliner heute Abend: Phoenix. Dass die Franzosen eine exzellente Liveband sind, ist nun schon lange kein Geheimnis mehr und auch heute schaffen sie es, das Publikum sofort auf ihre Seite zu ziehen, denn schon der Einstieg mit „Lisztomania“ gelingt grandios. Eine exzellente Lichtshow, satter Sound und ein gut aufgelegter Thomas Mars, der sich auch hier einen kleinen Ausflug ins Publikum nicht nehmen lässt, zeigen wieder einmal, warum man Phoenix nicht nur auf CD genießen sollte. Die Band ist auf der Bühne einfach um einiges zwingender und rockiger. Der Fokus der Songs liegt natürlich auf WOLFGANG AMADEUS PHOENIX, dem Album, das ihnen auch endlich hierzulande den Durchbruch bescherte, und so ist es nur konsequent, dass der letzte Zugabensong „1901“ heißt. Mit einer extended Version verabschieden sich die Franzosen dann auch erst mal von der europäischen Bühne. Bleibt zu hoffen, dass die Pause nicht zu lange andauern wird.
Fotos vom Konzert, Fotografin Julia F.
Paul Smith
The Ting Tings
Phoenix
Hey Julia,
deiner Meinung über den Abend kann ich mich durch und durch anschließen. Nur dem Titel nicht so ganz, da hast du dich nämlich leicht im Datum vertan. Hat mich gefreut mal wieder jemanden von euch kennenzulernen. Viele Grüße, Marcel
Hallo Marcel! Danke für den Hinweis. Wir haben es direkt geändert.