Das große, blonde Mädchen wird nun zum dritten Mal über die Bühne gehoben. Ein Wunder, dass sie beim Crowdsurfen nicht hinuntergefallen ist, die Menge tanzt wild und ungeordnet. Das hört auch bei eher ruhigeren Stücken nicht auf und so pogen einige Leute, die wohl nicht gelernt haben, wann es angebracht ist, die Musik einfach nur genießen. Dennoch bleibt die Stimmung ausgelassen und niemand kommt zu Schaden. Auch Foals-Sänger Yannis Philippakis entscheidet sich beim letzten regulären Lied „Electric Boom“ von der Bühne zu springen und sich von der Masse tragen zu lassen, die sich darauf gierig in die Mitte drängt. Ein besonderer Ausklang für ein besonderes Konzert.
Doch spulen wir noch mal zurück zum Anfang des Abends. Bevor die englischen Fohlen die Bühne betreten, muss das Publikum erstmal aufgewärmt werden. Dies übernimmt die Vorband Invisible bei der sich scheinbar ein Metal-Schlagzeuger verirrt hat. Dennoch wirken die Jungs sehr sympathisch und heizen das Publikum recht schnell auf Betriebstemperatur ein.
Und dann, als die Zuschauer anfangen ohrenbetäubend zu kreischen, wird auch dem letzten ganz hinten im Saal klar: die Foals sind auf der Bühne. Das Quintett zügelt zunächst das frenetische und laute Schreien und legt erstmal ruhig los mit dem Album Opener „Blue Blood“. Der ruhige Anfang könnte täuschen, denn ruhig ist keineswegs die Marschroute für diesen Abend. Diese gibt eher der dritte Song „Total Life Forever“, der auch Namensgeber ihres aktuellen Albums ist, an, denn ab dann wird es immer ausgelassener. Es folgen die Highlights des Konzerts, in der unter anderem „Cassius“ und „Balloons“ vorkommen. Zwar ist die Einteilung der Songs vom neuen und alten Album nicht unbedingt gleichmäßig, was den ein oder anderen Fan ärgern könnte, aber da die meisten Lieder auch bei kurzem Hören schon gefallen, sollte dies nicht schlimm sein. Und während das Publikum sich der ungezwungenen Tanzwut hingibt, ist die Band auf der Bühne wie in Trance und scheint mit ihrer Musik eine absolute Einheit zu bilden. Sie reden kaum mit den Zuschauern, aber das brauchen sie auch gar nicht. Denn sie sie haben eine eigene Art jeden einzelnen im Saal mit einzubinden, was nicht zuletzt an den einprägsamen Rhythmen liegt.
Die Songaufteilung und das Arrangements erscheint wie ein runder Roter Faden. Jedes Lied steht für sich, hat einen absoluten Wiedererkennungswert, passt sich aber wunderbar in die Gesamtdramaturgie des Konzerts ein. Überall dem steht der Charme der Band. Sie kosten jede Minute voll aus und wirken, als hätten sie die Ruhe weg, obwohl das Publikum von Lied zu Lied mehr in Ekstase gerät.
Das reguläre Set ist recht schnell vorbei. Aber nach etwas längeren Wartezeit, die wiederum zu dem ruhigen und gemütlichen Wesen der Band passt, betreten die Jungs wieder die Bühne. Doch was sie dann dem Publikum bieten ist eine mehr als angemessene Entschädigung, denn die zweite Zugabe ist „Hummer“. Länger nicht mehr gespielt, kommt dieser Song unendlich gut an. Jetzt ist auch der letzte Fan zufrieden gestellt und das blonde crowdsurfende Mädchen wird ein letztes mal über die Bühne gehoben.
Setlist:
Blue Blood
Olympic Airways
Total Life Forever
Cassius
Balloons
Miami
What Remains
After Glow
Two Trees
Spanish Sahara
Red Socks Pugie
Electric Boom
The French Open
Hummer
Two Steps,Twice