„I want you to fall in love with me“ singt Joan As Police Woman in „Nervous“ zur Eröffnung ihres bereits dritten Albums. Ob ihr das nach ihren großartigen Vorgängern auch mit THE DEEP FIELD gelingt?
Die Antwort dürfte in jedem Fall positiv ausfallen, denn Joan Wasser, wie sie bürgerlich heißt, legt uns mit THE DEEP FIELD ihre bis dato hoffungsvollste, optimistischste und vielleicht auch rundeste Platte vor und das obwohl sie bisher nicht gerade für ihren Optimismus bekannt war. Die Melancholie, die auf ihren ersten Alben so omnipräsent war, ist zwar nicht gänzlich verschwunden, aber das Leben wird trotzdem gefeiert. Allen voran in Songs wie „Human Condition“ oder „Chemmie“.
Klanglich fällt vor allem auf, dass das Klavier hier fast gänzlich durch eine Orgel ersetzt wird. Ansonsten sind es meist Gitarren die die Songs tragen und über denen Joans unverwechselbare Stimme schwebt, während die Streichparts merklich abgenommen haben.
Neben jazzigen und poppigen Elementen steht immer mehr der Soul im Mittelpunkt („The Action Man“) von THE DEEP FIELD. Aber natürlich dürfen auch die ruhigeren Stücke wie das fast achtminutige, meditative „Flash“ nicht außen vor gelassen werden. Zeit zur Entfaltung brauchen die Songs allemal, ist doch die Mehrzahl rund sechs bis sieben Minuten lang und erstrahlen – trotz einer bemerkenswerten Eingängigkeit – erst nach mehrmaliger Hördosis in ihrem vollen Glanz. Auf Radiokonventionen legt Joan As A Police Woman also absolut keinen Wert. Zum Glück.
Auch wenn ihre Songs ambitioniert sind, Joan weiß immer zur rechten Zeit den Schalter umzulegen um sie nicht zu sehr abdriften zu lassen. Und in jedem Lied findet man das wieder, was man in letzter Zeit bei so einigen seelenlosen Veröffentlichungen schmerzlich vermissen konnte: Leidenschaft und Herzblut.
Schon bevor die letzen Klänge des würdigen Finales „I Was Everyone“ erklungen sind, steht dann fest: THE DEEP FIELD ist eine absolute Weiterentwicklung und Joans bis dato stärkste Platte, die es einem leicht macht ihrem eingangs erwähnten Wunsch nach Liebe nachzukommen.
VÖ: 21.01.2011 PIAS / Rough Trade
Tracklist:
1. Nervous 8/10
2. The Magic 7/10
3. The Action Man 8/10
4. Flash 8/10
5. Run For Love 9/10
6. Human Condition 8/10
7. Kiss The Specifics 8/10
8. Chemmie 8/10
9. Forever And A Year 7/10
10. I Was Everyone 8/10
Durchschnitt: 7,9/10
Gesamteindruck: 8/10