Nathaniel Rateliff – In Memory Of Loss

Ehrlich gesagt sind die Singer/Songwriter nun wirklich keine überschaubare Gattung mehr. Umso schöner ist es dann, wenn einer von ihnen sich durch – ganz genau – die Beherrschung seines Handwerks hervortut. Momentan steht Nathaniel Rateliff aus Denver, Colorado mit seiner Gitarre ganz weit oben auf dieser Liste. IN MEMORY OF LOSS beherbergt zahlreiche wirklich großartige Stücke, denen die oben genannte Genrebezeichnung oft nicht mehr gerecht wird. Vielmehr kommen etliche Stile zusammen, wie Nathaniel selbst sagt: „Das sind einfach viele verschiedene Songs. Ich bin nur ein Songwriter, also kann es alles sein, von Country über Folk bis hin zu R&B.“

Nathaniel Rateliff packt dich und lässt dich hoffentlich lange nicht mehr los. Er jongliert mit dem Zauber der Schlichtheit und wirkt dabei total unbemüht. Nach dem sehr zurückgelehnten Opener „Once In A Great While“ trifft einen „Early Spring Till“ mitten in die Magengrube. Erst diese relativ belanglose Strophe. Aber dann! Nicht nur, dass der Gesang bei dem Refrain dieses Stücks besonders stark nach Kings Of Leon-Sänger Caleb Followill klingt. Auch das Herausschreien und dazu der stampfende Beat – das alles lässt einen schwer schlucken. „Longing And Losing“ stammt dann scheinbar von einem weiseren Rateliff. Da besticht die puristische Instrumentalisierung. Nathaniel erzählt uns eine Geschichte, wir müssen zuhören. Im Refrain setzt das Klavier im Walzertakt ein, bewahrt aber die zarte Hülle des Songs. „Oil & Lavender“ ist, als säße man in einem Strandhaus direkt neben dem bärtigen Amerikaner, während er sachte die Saiten zupft und mit leiser, brüchiger Stimme dazu singt. Diese Intimität kommt – wie bei sämtlichen Stücken – vor allem beim Hören mit Kopfhörern zustande. Dringende Empfehlung!

Ein weiterer absoluter Höhepunkt auf IN MEMORY OF LOSS ist „Shroud“. Es ist laut, naja, zumindest im Vergleich. Es ist aber auf alle Fälle ein Glanzstück des Folk und Berechtigung dafür, dass Nathaniel Rateliff auf der Herbsttour 2010 den Folk-Helden Mumford & Sons den Support geben durfte. „Whimper And Wail“ trumpft mit einigen Country-Elementen und einem zackigen Refrain, das letzte Stück „Happy Just To Be“ mit romantisch-schmalzigen Klavierakkorden und Streichern. Dazu Lebensweisheiten, die ehrlicher nicht klingen können. Er weiß halt, wo seine Stärken liegen.

VÖ: 28.01.2011 Concord / Universal

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