Die junge Schwedin behauptet von sich, nur dann Lieder schreiben zu können, wenn sie traurig ist. Kein Wunder also, dass ihr zweites Album den Namen WOUNDED RHYMES trägt, also auf Deutsch „Verwundete Reime“. 2008 noch war Lykke Li Zachrisson so etwas wie eine kleine Sensation. Wenige Monate vorher hatte ihre Debüt-EP für jede Menge Aufsehen gesorgt und das Debütalbum hielt die Versprechen, die man in die Skandinavierin mit den zwischenzeitlichen Wohnorten Portugal und Neuseeland gesteckt hatte.
Im Gegensatz zum Erstling aber wirkt der Nachfolger viel düsterer und bedrohlicher, eine bitter-zynische Melancholie schwingt durch das ganze Album. Lykke Li besingt nicht nur einmal den Rich Kids Blues, den Blues der reichen Kinder, die eine gewisse Grundtraurigkeit als gegeben ansehen und sich mittels bewusstseinserweiternder Drogen und psychedelischer Orgelklänge über Probleme wie unerwiderte Liebe hinweg helfen. Vieles erinnert hier mitunter stark an eine moderne Version von The Velvet Underground oder Jefferson Airplane, vermischt mit der sangestechnischen Eindringlichkeit eines Leonard Cohen. Irgendwie wäre man kaum überrascht, gäbe Lykke Li plötzlich ihre eigenen Interpretationen von „Venus in furs“, „White Rabbit“ oder „Halleluja“ zum Besten.
Das weitere musikalische Arrangement trägt einen großen Teil zur Gesamtstimmung bei. Mal klatschen die Drums bedrohlich und treibend aus dem Hintergrund, gepaart mit unheilschwangeren Synthesizerflächen. Dann wieder erlebt man die Sängerin ganz reduziert, nur von sanfter Gitarre und ein wenig geklopftem Rhythmus begleitet. Eines haben aber alle gemeinsam: die feinen, teils tieftraurigen Melodien, die die junge Skandinavierin da scheinbar aus dem Ärmel zu schütteln scheint. Denn die packen dermaßen, dass sich sogar der Rezensent dabei ertappt, dass er bei den unmöglichsten Situationen plötzlich Textzeilen wie Sadness is my boyfriend nachsummt.
VÖ: 04.03.2011; Atlantic Records
Tracklist:
01. Youth knows no pain 8/10
02. I follow rivers 7/10
03. Love out of just 8/10
04. Unrequited love 7/10
05. Get some 9/10
06. Rich kid blues 9/10
07. Sadness is a blessing 8/10
08. I know places 8/10
09. Jerome 8/10
10. Silent my song 7/10
Durchschnitt: 7,9/10
Gesamteindruck: 8,5/10