Einen Konzertbericht über eine Bohren & der Club of Gore Show kann man sehr launig und unterhaltsam gestalten, in dem man einfach die Zwischenansagen von Christoph Clöser (seines Zeichens Komponist, sowie Saxophon- und Vibraphon-Bediener seit 1997 bei BUDCOG) aufschreibt. Die sind immer sehr lustig. Kennt man aus Mülheim an der Ruhr aber auch nicht anders. Aber so ganz richtig, ist es auch nicht das zu machen.
Die Musik von Bohren würde selbstverständlich auch ohne Anmoderationen, immer noch im Zentrum des Vortrags stehen. Dass die Band nicht aus selbstbesoffenen Pathetikern besteht, ist vielleicht für einige ein Sympathiebonus, aber eigentlich ist es auch egal; geht es doch tatsächlich nur um die Musik. Und das ist tatsächlich doch das größte Phänomen bei Bohren: Man hat das Gefühl, dass die Musik von Bohren schon immer existiert. Dass sie von den Bandmitgliedern einfach auf Schallplatten festgehalten und gelegentlich auch live gespielt wird, muss man ihnen hoch anrechnen und ist sehr anständig von ihnen. Denn diese Musik kann man wahrscheinlich außerhalb des Bohren-Kosmos erst hören, wenn man Platz genommen hat in Charons Boot, bei der Überfahrt in den Hades. Bis es soweit ist, muss man sich die Musik vorstellen oder eben auf den Club zurückgreifen.
Wenn Menschen behaupten, dass die Musik von Bohren doch sehr gleichförmig wäre, stimmt das auf der einen Seite. Andererseits stimmt es auch überhaupt nicht. Langsamkeit und C-Moll sind Konstanten. Aber wenn man die neue Platte hört (die heute Abend komplett „runtergebrettert“ wird), so hat sich doch schon wieder einiges geändert. Einige Stücke sind kürzer. Und ist das bei „Vergessen und vorbei“ vielleicht sogar ein programmierter Beat?
Bei eigentlich allen Stücken klingen die Schläge auf die (sich drehende) Snare, wie die langsamen aber endgültigen Schritte, eines zu Tode Verurteilten, auf dem mitternächtlichen Weg zur Guillotine. Das Saxonphonspiel von Clöser ist die Main Attraction. Er spielt nicht einen nur ansatzweise falschen Ton. Es ist wirklich der Wahnsinn.
Wie man die Musik empfindet – ob sie als düster oder entzückend wahrgenommen wird – liegt bei den Arbeiten von Bohren tatsächlich ausschließlich in der Wahrnehmung des Zuhörers. Es ist ganz sicher, dass die Musik völlig unterschiedlich wahrgenommen wird. Ermüdend ist sie definitiv. Das ist im Fall von Bohren als Kompliment gemeint. Zu welcher Musik möchte man lieber einschlafen?
Drei Zugaben beenden das großartige Konzert: „Im Rauch“ (ihr zweitmeistgestreamter Hit), „Maximum Black“ und das schönste Stück „Midnight Walker“.