Im Film „Steak“ – einem Streifen des in Frankreich sehr populären Comedy-Duos Éric et Ramzy (außerdem Regiedebüt von Quentin Dupieux aka Mr Oizo) – gibt es eine sehr bemerkenswerte Szene. Éric – der Protagonist des Films – muss für sieben Jahre in eine psychiatrische Klinik und wird von seinem besten Freund Ramzy, am Tag seiner Entlassung im Jahr 2016(!), mit dem Auto abgeholt. Während der Fahrt erklärt Ramcy, dass sich in den letzten sieben Jahren einige Dinge grundsätzlich verändert hätten. Nachdem er dem frisch entlassenen Gefährten, einige Updates zu Musik und Redewendungen verklickert hat, kommt er zu seinem wichtigsten Anliegen. Es würde jetzt eine neue Art von Humor geben. Anhand eines populären Witzes, würde man den neuen Humor verstehen. Daraus entwickelt sich folgender Dialog:
Ramzy: Siehst du die Wolke da oben?
Éric: Welche?
Ramzy: Irgendeine. Diese da.
Éric: Muss ich jetzt eine aussuchen?
Ramzy: Oh Mann, natürlich musst du. Also, siehst du die Wolke da?
Éric: Man wählt also eine.
Ramzy. Ja, Mann. Siehst du die Wolke?
Éric: Diese?
Ramzy: Ja. Hey, sieht die nicht aus wie „Baumwolle“? Hahahaha.
Éric: Hahahahaha.
Ramzy: Nein, Mann. Du musst jetzt antworten: „Hey, sieht die nicht aus wie Baumwolle?“
Éric: Wenn wir beide diese da meinen – NEIN.
Ramzy: Doch. Tut sie, Mann. Stop! Ich versuch’s nochmal. Ganz ruhig nochmal. Hey, siehst du die Wolke da oben?
Éric: Die selbe von eben?
Ramzy: Ja, Mann. Ist ja der selbe Witz. Siehst du also die Wolke? Die selbe?
Èric: Hmmm, da das mit der nicht geklappt hat, würde ich gerne diese da nehmen.
Ramzy: Whatever. Solange es ne Wolke ist. Also, siehst du die Wolke? Wie sieht die aus? Als wäre sie aus was gemacht?
Éric: Hahaha…
Ramzy: NEIN, NEIN. Hör auf zu lachen, Mann. Ich hab den Witz noch gar nicht erzählt. Du bist echt unmöglich. Okay, ich fang nochmal an. Siehst du die Wolke?
Éric: Ja.
Ramzy: Woraus ist die gemacht?
Èric: Äh, die sieht aus, wie, äh, so ein bißchen wie ein Taschentuch..
Ramzy: NEIN, MANN. BAUMWOLLE! BAUMWOLLE!
Éric: Diese da?
Ramzy: Ja, aber DAS IST EGAL! Sag einfach „Baumwolle“. Das ist alles. Du ruinierst den Witz. Ich kann ihn nicht beenden.
Éric: Entschuldigung.
Ramzy: Du fragst nach einem Witz und änderst dann einfach alles.
Éric: Ich hab nicht gefragt. Du hast ihn mir vorgeschlagen. Der alte Humor ist für mich völlig in Ordnung. Weißt du, die Leute lachten damals. Und ich auch. Mir fällt gerade auch zufällig ein guter mit Baumwolle ein. Also ein Typ geht in einen Laden…
Ramzy: Kein Interesse. Das ist alter Humor.
Die Berliner Band ODD COUPLE gehört definitiv zu den Vertretern des neuen Humors. Ähnlich wie DIE TÜREN und INTERNATIONAL MUSIC, hantieren die gebürtigen Ostfriesen Jascha Kreft und Tammo Dehn mit Dada, und in ihrem Fall noch mit Zutaten aus der Resteküche der deutschen Rockmusik. Patrick Wagner, Selig und Trio kommen einem, bei ihrer gut besuchten Show im Gebäude 9, zwangsweise in den Sinn. Das Material wird live WIRKLICH SEHR DRUCKVOLL dargeboten. Gerade Hauptschlagzeuger Tammo Dehn, der wie eine Mischung aus Dave Grohl und Animal von der Muppet-Show wirkt, prügelt die Krautrock- und Garagenrock-Entwürfe, der live zum Trio erweiterten Band, zugegeben beeindruckend präzise herunter. Besonders tiefgründig ist die ganze Angelegenheit nicht. Das liegt aber ja auch immer im Auge des Betrachters. Wenn man denkt, dass es jetzt aber auch langsam mal reicht, überrascht immer ein sehr interessant gespieltes Intro, welches (fast immer) dann doch wieder eine Stoner Rock Parodie einleitet. Ob das jetzt den Gipfel der Hippness darstellt, oder ob es sich bei ODD COUPLE um eine modernisierte Version des James Blast Orchesters (J.B.O.) handelt, muss jede:r selber entscheiden.
Der geheime Höhepunkt des Abends ist auf jeden Fall der Moment, als der Supporting-Act Emerson Snow – einem optischen Wiedergänger des jungen Nick Cave – seinen Halb-Playback Vortrag, in der leider noch nicht so gut gefüllten Halle, für einen kurzen Moment unterbricht, um mit den Anwesenden gemeinsam zum spontan abgespielten „Every Morning“ von SUGAR RAY zu tanzen.