Dass Jonathan Brees Bühnenoutfit ganz gut zu den Corona-Umständen passt, haben bereits ein:e Youtube-Kommentator:in, NEØLYD und die Stadtrevue im Jahr 2020 bemerkt. Da dürfen wir nicht fehlen. Bei der Bühnenshow des Neuseeländers warten aber noch einige weitere (verstörende) Elemente auf die / den Zuschauer:innen: Das Publikum wird fotografiert (oder gefilmt) und die Bilder anschließend direkt (verfremdet) auf die Videoleinwand hinter den Musiker:innen und Tänzer:innen projiziert. Ohne das ganze Metaebenen-Gedöns und „Schreckenshaus des Dr. Rasanoff aka Les Yeux sans visage“ Outfit, würde die Show selbstredend ebenfalls prächtig funktionieren. Aber weshalb nach WENIGER rufen, wenn MEHR vorhanden ist!?
Der extrovertierte Baroque Pop Brees ist vom Songwriting-Ansatz eindeutig sehr loop-orientiert. Das ist anscheinend eine Generationsfrage. Bei den Streicherarrangements ist eine Nähe zu den (leider) etwas vergessenen Arbeiten von Owen Pallett festzustellen.
Irre These I: Bree ist im Jahr 1979 geboren. Auf die (Indie-)Musikergeneration, die in den späten 1960er Jahren bis Mitte der 70er geboren wurde, hat beim Arrangieren von Musik für Streichinstrumente, tatsächlich das „Histoire de Melody Nelson“ Album von Serge Gainsbourg den größten Einfluss. Beck Hansen ist dafür das beste Beispiel. Die loop-orientierte Vorgehensweise bei jüngeren Musiker:innen, ist mit Sicherheit den neuen Technologien wie Pro Tools, der Allgegenwart von Techno / Hip Hop und den prekären Umständen bei der Musikproduktion geschuldet.* Als Ausnahme bei jungen Musiker:innen fällt mir spontan nur Zola Jesus ein. Die ist aber auch angeblich (ich übertreibe jetzt etwas) Kaspar Hauser-like und mit italienischer Science-Fiction / Horrorfilm-Ultrakunst, unter Anleitung europäisch-russisch verwurzelter (und maybe desillusionierter) Boomer-Eltern, im Wald großgeworden. Bei Zustimmung bitte „Like“.
Was jetzt besser sein soll, muss jede:r selber entscheiden.
Irre These II: Loop-Musik sorgt (ohne aufputschenden Drogenkonsum) schneller für Ermüdung durch Langeweile.
Für unsere interne Auswertung:
Bei Zustimmung bitte „Herz-Like“.
Bei Ablehnung von „These I“ bitte „Sad-Like“. Bei Ablehnung von „These II /allen Behauptungen“ unbedingt „Angry-Like“.
*Ein sehr guter Autor (eines bald erscheinenden und ebenfalls sehr sehr gut ausgefallenen musikalischen Italien-Reiseführers) hat dazu vor kurzem beim Mittagessen völlig zu Recht bemerkt, dass die Popmusik eigentlich seit 2001 soundästhetisch völlig gleich klingt (Trap und so was mal davon ausgenommen).