Ob das neue und zweite Album „High Priestess“ der amerikanischen Sängerin Sarah McCoy, ihr besonders hilfreich bei ihren Karriereambitionen ist, muss jede:r für sich selbst entscheiden. Mit dem pianolastigen Debüt hat die Platte jedenfalls nur noch bedingt zu tun. Auf „High Priestess“ dominiert neben McCoys unverwechselbarer Stimme vor allem die Loop-Station.
Beim ersten Reinhören befürchtet man ein wenig, dass gleich Anastacia aus der Mottenkiste steigt. Aber diese Sorge bleibt gottseidank völlig unbegründet. Schon relativ schnell wird klar, dass es sich hier nicht um schnöde Pop-Dutzendware handelt. Dafür gibt es einfach zu viele gute Songs und großartige Momente, wenn zum Beispiel in „Weaponize Me“ ein Krankenwagen durch den Song fährt. Vielleicht liegt in diesem McCoys Mentor Chilly Gonzales (für den McCoy am Ende ihrer Platte noch eine Überraschung parat hat), um sich von den Strapazen der Albumproduktion zu erholen. Die hat aber wohl hauptsächlich sein langjähriger Kollaborateur Renaud Letang verantwortet.
Das neue Werk entfaltet seine ganze Schönheit – auch wenn das eine der schlimmsten Binsenweisheiten ist – erst nach mehrmaligem Anhören. Und die zweite Album-Hälfte enthält defintiv die interessantesten (und schönsten) Songs.
Während McCoy in Frankreich, wo die Menschen noch einen Sinn für die schönen Dinge des Lebens haben, inzwischen in den großen Hallen zu Hause ist, fallen ihre Konzerte in Deutschland noch eine Nummer kleiner aus. In Köln – ihrer vorerst letzten Station auf ihrer kleinen Deutschland-Tournee – wurde das Konzert sogar vom Stadtgarten in den Keller Jaki heruntergebucht. Das sagt aber mehr über Köln, als über Sarah McCoy aus.
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