Wie der Freitag Abend aufhörte, so begann der Samstag morgen: nass. Und zwar so richtig. Roskilde wurde von den auf die Zelte niederprasselnden Regentropfen geweckt. Wiederstrebend setzten sich die Festivalgänger dennoch in Bewegung Richtung Duschen. Der Großteil wurde hier wohl von Hymns From Niniveh motiviert, einer dänischen Band, die in deutschen Landen noch nicht allzu bekannt ist. Noch. Denn was die 8 Musiker auf der Bühne mit einem großen Aufgebot an Instrumenten von Banjo, Geige bis hin zur Säge so leisten, gefällt auch deutschen Ohren!
Beinahe unumstritten scheinen hingegen die Geschmäcker zu sein, wenn es um The Tallest Man On Earth geht. Zumindest wenn man nach der Besucherzahl vor der Odeon Stage geht. Dicht an dicht drängt sich die Masse in der „Sustainable Zone“ und die meisten lauschen sogar andächtig den Songs des schwedischen Singer-Songwriters.
Ganz anders geht es da indes bei Tyler, The Creator und seinen OFWGKTA zu. Nämlich wild. So wild, dass das Publikum so sehr mitgeht, die Hip Hopper aus Los Angelos so hart feiert, dass nach einigen Ausrastern das Set komplett abgebrochen werden muss. Hart also das ganze. Wer es aber immer noch eine Runde härter mag, der kommt in Roskilde natürlich auch auf seine Kosten. Da treten zum Beispiel Soilwork nur eine Stunde nach dem größten Mann auf der Welt auf der Odeon Stage auf. Zwar auch schwedischer Herkunft, jedoch von einem ganz anderen Schlag, wird dort dem Publikum Melodic Death Metal vom Feinsten geboten. Und wer dann doch eher etwas punkiger unterwegs ist, kommt mit der Post Punk Band Killing Joke in der Arena auf seine Kosten.
Selber Ort, zwei Stunden später: TV On the Radio. Dank zahlreicher Festival-Stationen innerhalb ihrer andauernden Tour, wirkt die Band zwar gut eingespielt, allerdings auch nicht ganz so fit. Anders das Publikum. Viele scheinen Tunde Adebimpe & Co. als Warm-Up für das herannahende Set der Arctic Monkeys zu nutzen und orientieren sich zügig nach den letzten Klängen Richtung Orange Stage. Der etwas zu hochgegriffene Auftritt der Sheffielder zu „You Sexy Thing“, löst gemischte Gefühle aus. Verwunderte Gesichter bei den Einen, Jubel bei den – überwiegend weiblichen – Anderen. Gemeinsamer Meinung ist man jedoch wieder hinsichtlich der Setlist und es herrscht hörbare Zufriedenheit, so viele alte Songs hören zu dürfen, die von Stücken der neuen Platte erfrischend aufgelockert werden. Überraschend spielen sie „You Look Good On The Dancefloor“ recht früh. Vielleicht einer der Gründe, warum die richtige Kracherstimmung, die die Orange Stage doch eigentlich schon per se bietet, nicht aufkommen mag. Was hingegen aufkommt ist eine dunkelgraue Gewitterfront, die sich unaufhaltsam auf das Festivalgelände zuschiebt. Binnen weniger Minuten verwandelt sich die feiernde Crowd in eine flüchtende Masse. Wer gerade noch den wummernden Bass von James Blake auf der Cosmopol Stage bis tief unter die Haut gespürt hat, ist jetzt bis auf selbige pitsche patsche nass. Zwar bebt dieser Bass genauso gut oder noch besser als auf Platte, dennoch funktioniert der Sound auf einem Festival nur bedingt. Zu unruhig die Athmosphäre, zu hibbelig das partywütige Pulikum.
Party bekommt Roskilde wenig später geboten. Und das nicht zu knapp, denn um 22h30 betreten The Strokes die Orange Stage. Neben Songs wie „Is This It“, „Take It Or Leave It“ oder „Juicebox“ werden Sänger Julians Dänisch Grundkenntnisse vom Publikum bejubelt. Zwar könne er nur unnötige, lächerliche Mini-Sätze, die seine dänische Mutter immer zu ihm sagte, als er noch ein Kind war, doch das Publikum scheint es zu mögen. Warum genau, das erschließt sich dem nicht dänischen Publikum leider weniger. Dafür kann man hinter der visuellen Darbietung ein recht klares Statement vermuten. Während seine Bandkollegen – in rot, blau oder grüne Farbe getaucht – stets gut zu erkennen sind, wird der überwiegend hinter seiner Sonnenbrille versteckte Julian mit zumeist spartanischem Licht bedacht. Lediglich die neongelben Streifen auf den Schuhen des etwas aufgedunsenen Frontmanns blitzen regelmäßig auf.
Eine Bühnenshow ganz anderer Art weiss Deadmau5 zu präsentieren. Das überdimensionale DJ Pult mit LED Bildschirmen verkleidet und der im Vergleich dazu winzig klein wirkende DJ mit riesigen Mickey Mouse Ohren machen nur einen Part des visuellen Elektro-House Erlebnisses aus. Beginnt die Show mit Sequenzen aus Super Mario Bros. 1, blubbert die gesamte Bühne wenig später in roten fuzzy Bällchen, den großen Mäusekopf inbegriffen. Harte, schnelle Schnitte der Bildregie lassen in Kombination mit diesen Lichtreflexen und stampfenden Beats bereits nach wenigen Sekunden das Gefühl entstehen, mit dem letzten Bier versehentlich auch verbotene Substanzen konsumiert zu haben.
Zum Runterfahren eignet sich da Lykke Li ganz gut, die nur eine halbe Stunde später das Publikum in der Arena verzaubert. Zwar ist die Musik, wenn auch auf eine andere Art, nicht minder partytauglich, das schwarze Flattergewand in das sie sich gekleidet hat, aber wesentlich entspannter für die Augen. So geht ein Tag voller musikalischer Highlights zu Ende.
Der Sonntag
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