Spätestens seit Duffy sollte dem Musikliebhaber das Land, das sich neben England und Schottland auf dem britischen Eiland befindet, zumindest nicht mehr fremd und seit The Joy Formidable nun wirklich beinahe ans Herz gewachsen sein. Und übrigens kommen auch die Stereophonics aus Wales. Die können also was, munkelt der Brite an sich doch, der Waliser an sich begnüge sich primär mit Schafen.
Dass auch Musikinstrumente in diesem Land nicht fremd sind, beweisen nun Toy Horses aus der Landeshaupstadt Cardiff mit ihrem selbstbetitelten Debüt. Ob nun die geringe Bevölkerungsdichte Grund war, dass Sänger Adam D. Franklin die Band mit seinem Stiefvater Tom Williams gründete, sei mal dahin gestellt. Sicher ist aber, dass genau diese Kombination zu einem außergewöhnlichem wie harmonischem Indie-Duo geführt hat. Eingängig und doch nicht simpel. Radiotauglich und doch nicht abgedroschen. Gefühlvoll und doch nicht schmalzig. Und das alles im herrlichen Akzent, der sich so wunderbar vom abgenutzten Cockney, Scouse oder Mancunian abhebt und den Songs ihren eigenen Charme verleiht.
Und der wickelt einen direkt beim Opener “Play What You Want“ um den Finger, verschafft sich den kürzesten Weg in den Gehörgang, weckt im Großhirn kurze Assoziationen zu Scouting For Girls, um sich schnurstracks seinen Weg ins Rückenmark zu bahnen und den ganzen Körper in Bewegung zu setzen. Was für den Opener gilt, setzt sich weiter fort und Songs wie “Sordid Little World“ bestechen durch ihre Mischung aus fröhlichem Upbeat und tragischen Texten („She has seen every jail in town / Through the eyes of her lovers that went down“) und nicht zuletzt durch den wunderbar harmonischen Einsatz von Adams Gesang. Tracks wie “Damage Done“ oder “Oh Violet“ lassen dann auch Adams Vorbilder des Sangeskunst durchscheinen, scheinen sie doch sehr durch die Beatles beeinflusst worden zu sein. Nach elf Songs schließt das Album mit der aktuellen Single “Interrupt“, das das Album in seiner vollendeten Harmonie komplettiert und den Hörer in orchestralem Schwelgen zurücklässt.
Ein durch und durch solides Debüt, das Vater und Stiefsohn da abliefern, die sicherlich auch noch in naher Zukunft von sich Reden machen lassen.
VÖ: 03.06.2011; Sony Music
Tracklist:
01. Play What you Want 8/10
02. And It Was You 6/10
03. Sordid Little World 9/10
04. Damage Done 9/10
05. Last Chance 7/10
06. Loyal To The Cause 7/10
07. Love At An Arm’s Length 6/10
08. Oh Violet 8/10
09. No One’s Ever Gonna Leave You 8/10
10. Interrupt 8/10
Durchschnitt: 7,6
Gesamteindruck: 8,5
Mehr zu Toy Horses
Live-Musik ist besser? Alle coolen Konzerttickets gibt es hier: