Kaiser Chiefs – The Future Is Medieval

Ungewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Für Sprüche wie diese zahlt man ansonsten die obligatorischen drei Euro ins Phrasenschwein, bei der Vermarktungsstrategie der netten Herren von der britischen Insel aber macht man da gerne mal eine Ausnahme. Ihren Fans boten sie vorab auf ihrer Homepage die Möglichkeit, aus 20 bereitgestellten Songs ein eigenes Album zusammenzustellen und obendrein noch ein eigenes Cover zu kreieren.

Ob diese Aktion damit zu tun hat, dass die Kaiser Chiefs nach ihrem Riesenhit „Ruby“ hierzulande keinen entsprechenden Nachfolger hinterherschicken konnten, ist nicht überliefert. Dennoch scheinen sie mit ihrem vierten Album gar kein übermäßig großes Interesse zu haben, den Hit von damals zu wiederholen. THE FUTURE IS MEDIEVAL ist vielmehr eine Zeitreise durch die britische Popmusik der letzten 50 Jahre.

Das reicht von psychedelisch pluckernden Orgeln („Dead Or In Serious Trouble“), beatles-eskem 60s-Pop („When All Is Quiet“), dreckigem 3-Akkorde-Garagerock („Kinda Girl You Are“) bis hin zu Synthie-geschwängertem 80s-Britpop mit Breakbeat-Anleihen („Heard It Break“) und dem entsprechenden 90er-Jahre-Britrock-Pendant. Alles schön Lo-Fi gehalten, aber wie es sich für eine anständige Band von der Insel gehört, mit reichlich Ohrwurmpotential, Mitsingrefrains und vor allem einem überbordendem Hang zu Bombast-Arrangements. Gibt ja für die Band um Leadsänger Ricky Wilson schließlich auch keinen Grund zu Understatement, schließlich ist THE FUTURE IS MEDIEVAL ein veritables Album ohne Ausfälle geworden. Aber leider auch ohne den wirklich großen Wurf.

VÖ: 01.07.2011; Polydor / Universal

Mehr zu KAISER CHIEFS