Nur verkörpert Lindi Ortega all dieses Stilbewusstsein? Sie ist eine junge Singer/Songwriterin mit irisch-mexikanischen Wurzeln, die in Toronto ihr erstes alternatives Country-Western-Debütalbum LITTLE RED BOOTS aufgenommen hat. Wo gibt es denn das schon? Eine gewagte Kombination, die allerdings kein Widerspruch in sich sein muss.
Wie soll man also das Album dieser sehr entzückenden Dame mit rotem Lippenstift beschreiben? Auf den ersten Blick besticht die Künstlerin mehr durch ihren Lolita-Countrylook, als dass man sich zunächst ihrer Musik widmet oder gar einen Vergleich zu der großen Dolly Parton herstellt.
Das Western-Feeling für Zuhause kommt sobald man sich „Little Lie“ anhört, den Aufmacher des Albums. Country-Musik erkennt man daran, wenn sich Gitarre, Banjo, Schellenkränze und meistens ein Schlagzeug paaren. Fügt man noch eine große Gesangsstimme hinzu, ist das Ganze stilecht verpackt. So auch bei Lady Ortega, deren Stimme überzeugt, egal ob es die selbstsicheren („Little Red Boots“), hoffnungsvollen oder verletzbaren Gesangsmomente sind.
Ms. Ortega beschreibt als gekonnte Songwriterin inhaltlich konkrete Alltagsbelänge. Ist das Leben traurig oder ungerecht, wird ein passender Liedtext den Hörer melancholisch stimmen. Genauso ist es auch bei den Songs „Dying Of Another Broken Heart“ und „So Sad“, welche diese beschiebene Trübsalstimmung übermitteln.
Bewegt man sich andersrum auf der Sonnenseite des Lebens, hat Lindi ebenfalls was Passendes im Western-Feeling-Gepäck. Mit Witz und Charme, wie bei „I’m No Elvis Presley“ und „All My Friends“ lässt es sich doch gleich viel leichter durchs Leben stiefeln.
Neben Alltagssituationen unterschiedlichster Art hat die Country-Lady in „Jimmy Dean“ noch Platz für eine Hommage für James Dean gefunden, die dessen Werdegang aus der Perspektive seines Geistes beschreibt.
Rote Lippenstifte sind das liebste Schönheitsutensil der Frauen, aber nicht jeder Lippenstift erfüllt die Erwartungen und hält bekannterweise für ewig. Anders bei Lindi Ortega, die mit ihrem Debüt einen bleibenden positiven Eindruck hinterlässt. Allerdings auch nur für denjenigen, die sich mit dieser Art der Musik anfreunden können. Denn wo Country draufsteht…
VÖ: 09.09.2011; Last Gang
Tracklist:
01. Little Lie 7,5/10
02. When All The Stars Align 6,5/10
03. Blue Bird 6,5/10
04. Angels 8/10
05. I’m No Elvis Presley 7/10
06. Little Red Boots 8/10
07. Dying Of Another Broken Heart 6,5/10
08. All My Friends 7,5/10
09. Fall Down Or Fly 6,5/10
10. Jimmy Dean 8/10
11. Black Fly 6,5/10
12. So Sad 6,5/10
Durchschnitt: 7/10
Gesamteindruck: 7/10
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