So subjektiv wie die Wahrnehmung sein kann, so unterschiedlich ist der mit Heim genommene Eindruck. Der des Quartetts aus Leipzig wird wohl in Etwa sein „Puh, wir waren schon mal besser organisiert“. Der des Publikums wird wohl sein „Eine Band, die mit Natürlichkeit glänzt und wunderbare Musik spielt“.
Der Kölner Tsunami Club bietet die passende Wohnzimmer Atmosphäre, die das Konzert von Talking To Turtles zu etwas ganz Besonderem macht. Andächtig stehen die Besucher vor der kleinen Bühne und lauschen den ersten zarten Klängen des Xylophons. Leichtes Gitarrenzupfen, ein weicher Basslauf und sanfte Taktschläge des Schlagzeugs kreieren eine wohlig-warme Atmosphäre. Die Texte über abwechselnd gebrechliche und feste Stimmen ins Publikum transportiert, bündeln die Aufmerksamkeit und lassen kaum Nebengespräche zu. Die einzige Person, die sich zu Gesprächen verpflichtet fühlt, ist Sänger Florian, der allerdings heute seine Entertainer-Qualitäten selbst in Frage stellt. „Irgendwie fühle ich mich heute langweilig“ sagt er, und erntet wohlgemeintes Kichern. Warum denn viel sprechen, wenn die Musik schon alles sagt? Und es gibt eine Menge zu erzählen, denn das neue Album OH, THE GOOD LIFE ist gerade erst im August veröffentlicht worden.
Dass Claudia und Florian ein perfekt eingespieltes Erzählteam sind, beweisen sie bei der beeindruckenden Performance von „Short Stories Long“, bei der der Refrain Wort für Wort abwechselnd gesungen wird, als gäbe es nichts natürlicheres, die Sätze des jeweils anderen zu vervollständigen. Das Ganze wird aus Mangel an Platz auf einfach kurzerhand vor der Bühne gemacht und unterstreicht noch mehr das vertraute Gefühl des Abends.
Und langweilig, ja langweilig war höchstens die Rückfahrt, wenn man das letzte Geld in Bier anstatt des Albums von Talking To Turtles investiert hat.
Bilder vom Konzert; Fotograf Ümit Karadeniz
no images were found
Mehr zu Talking To Turtles
Beim nächsten Mal willst Du dabei sein? Tausende Konzerttickets gibt es hier:
Lehrreicher Blogpost. Interessant, wenn man sowas auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten kann.
Super Post. Würde gern mehr Beitraege zu der Thematik lesen.