Es sind nicht die feinen Zwischentöne, die die Leute an diesem Abend ins Kölner Gloria getrieben und diesen Veranstaltungsort frühzeitig ausverkauft haben. Es sind noch nicht mal wirklich die Hits, die von der dicht gedrängten Menge vor der Bühne am frenetischsten gefeiert werden. Es ist vielmehr der nächste wummernde Technobass und die nächste knackige Synthesizermelodie, die die Zuschauer ekstatisch feiern.
Und mittendrin – beziehungsweise leicht erhöht und knapp davor – stehen drei Männer auf der Bühne, von der Decke lediglich in spärliches Licht gehüllt. Um sie herum hektisch blinkende, futuristisch anmutende Lichtorgeln sowie drei überdimensionierte Digitalism-typische Herzen im Bühnenhintergrund, die mit schnell wechselnden Visuals versehen sind. Zwei Studioalben haben diese Herren seit 2007 veröffentlicht, mit dem letzten – I LOVE YOU, DUDE – sind sie gar für die 1Live-Krone als bester „Plan B“-Act nominiert. Und von der ersten Sekunde an zieht das Hamburger Gespann um Jens Moelle und Ismail Tüfekci die Zuschauer mit harten Beats, manchmal auch abgelöst von den klatschenden Drums des mitgebrachten Live-Drummers, in ihren Bann.
Nein, wir befinden uns nicht zu früher Morgenstunde in der alkohol- oder anders drogengeschwängerten Partystimmung des MELT!-Festivals. Aber die Stimmung, die von der offensichtlich partyerprobten Zuschauermenge erzeugt wird, könnte dort kaum besser sein. Nahezu jedes Lied wird bejubelt, sei es die aktuelle Single „2 Hearts“, „Miami Showdown“, „Magnets“, „Reeperbahn“, „Blitz“ oder „Zdarlight“. Lediglich das Indie-poppige „Forrest Gump“ sorgt für etwas unerwartete Entspannung im Publikum, die im Verlauf des Abends wiederholt eingestreuten Gesangseinlagen Moelles gehen ohnehin meist in dem Wust der hart krachenden Beats unter.
Eine ausgedehnte Zugabesession beendet schließlich den Abend nach rund 80 Minuten, in der „Pogo“ die größten Jubelstürme des kompletten Sets erntet. Ein Auftritt, der wenig Platz für feinsinniges lässt, aber für verschwitzte Leiber en masse sorgt. Da ist letztlich auch kaum einer dauerhaft enttäuscht über das doch abrupt herbeigeführte Ende des Abends. Licht an, ab nach Hause. Dennoch: We love you, dudes.
Bilder vom Konzert; Fotograf: Ümit Karadeniz
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