Das einzige Guinness, was an diesem Abend vertilgt wird, befindet sich in den Bierdosen, die sich Sänger Dave King mit auf die Bühne bringt. Aber auch ohne typisch irisches Bier bei den Zuschauern entwickelt sich der Abend mit den Irish Folk-Rockern von Flogging Molly zu einer spaßigen Angelegenheit. Erwartungsgemäß, ist die Band doch schon seit langem als eine Bande von Rampensäuen bekannt, die die Bühne als ihr zweites Wohnzimmer betrachtet.
Das können die Vorbands nur teilweise von sich behaupten. Nahezu auf die Minute genau beginnen The Minutes aus Dublin, die mit ihrem beachtenswerten Album MARCATA im Vorfeld für einige Hoffnungen gesorgt haben, kurz nach 20 Uhr ein knapp 30-minütiges Support-Set. Heraus kommt aber letztlich nur ein affektiert-selbstverliebter Auftritt der drei Iren, dem nicht nur die richtige Abmischung, sondern vor allem die markanten Melodien im Durchschnitts-Rock’n’Roll fehlen.
The Mighty Stef, ebenfalls aus der irischen Hauptstadt, zeigen sich deutlich bühnenerfahrener als ihre Vorgänger. Die Songs der Band um den Beatles-lookalike-Verschnitt Stefan Murphy laden zum Mitschunkeln ein, die Mischung aus The Jam, den Pogues und den Dubliners sorgt auch ohne schnelle Punk-Gitarren für gute Stimmung.
Die werden erst mit den Headlinern in Dauereinsatz gebracht. Lichterketten hängen von der Decke, ein gemaltes Gebäude im Bühnenhintergrund sorgt für leichte Jahrmarktstimmung. Schon mit den ersten Tönen von „The Likes Of You Again“ ist im gut gefüllten Zuschauerbereich kaum noch ein Halten möglich, wer ab jetzt nur noch in Ruhe zuschauen und –hören möchte, muss sich zwangsweise an die Ränder des Zuschauerraumes verdrücken. Wer Flogging Molly schon einmal live gesehen hat, hat aber mit nichts anderem gerechnet – mitgehangen, mitgefangen. Die Stimmung auf der Bühne, auf der alle der sieben mitgereisten Musiker sichtlich Spaß am Auftritt haben, setzt sich so direkt auf das Publikum fort. Kaum jemand, der nach Songs wie „Speed Of Darkness“, „Drunken Lullabies“ und „What’s Left Of The Flag“ nicht schweißnass in der Menge steht, während er sich bei langsameren Stücken wie „If I Ever Leave This World Alive“ etwas ausruhen kann. Der politische, oft auch religiöse Unterton vieler Songs geht in der durchgängigen Partystimmung etwas verloren. Aber wer will es den Zuschauern auch verdenken? Zu gut ist schließlich die Laune, die Flogging Molly und allen voran Dave King auf der Bühne verbreiten. So gut, dass eine ausgedehnte Zugabe nach fast 90 Minuten Spieldauer wie selbstverständlich frenetisch bejubelt wird. Mission erfüllt, vielen Dank dafür.
Bilder vom Konzert; Fotograf: Daniel Berbig — www.berbig-photographie.de
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