Während Bruder Liam sich komplett von Oasis abgewendet hat und mit Beady Eye ein vollständig eigenes Standbein aufbauen will, kann Noel Gallagher seine Finger trotz des eigenen Albums NOEL GALLAGHER’S HIGH FLYING BIRDS doch nicht komplett von der alten Band lassen. Verständlich, schließlich galt Noel doch immer als Mastermind hinter Oasis. Deswegen auch kaum verwunderlich, dass Noel Gallaghers Set beinahe zur Hälfte aus alten Oasis-Songs bestehet: Einerseits Klassiker in Akustikversionen, andererseits gern gehörte B-Seiten.
Vollkommen unprätentiös steht Gallagher in der Bühnenmitte, immer mit einem leicht leidend wirkendem Gesichtsausdruck versehen. Der Auftritt ist fast vollständig durchchoreographiert, nichts soll dem Zufall überlassen werden. So ist auch die Setlist stark vorhersehbar. Wer sich vorab die kleine Mühe gemacht hat, über Google nach dem Begriff „Noel Gallagher Setlist“ zu suchen, findet auf Anhieb diverse Setlists aus den vorherigen Wochen, die sich abgesehen von der Reihenfolge der Zugabe 1:1 gleichen.
Langweilige Routine also? Definitiv nicht. Eher Singalong mit Onkel Noel, der bekanntermaßen ein Händchen für wahre Pop-Hymnen hat. Aber während aktuelle NGHFB-Solosongs wie „Everybody’s On The Run“, „Dream On“ oder „If I Had A Gun“ für durchweg gute Stimmung sorgen, sind die Zuschauer bei den meisten Oasis-Songs kaum noch zu halten. Schon der Opener „It’s Good To Be Free“, B-Seite des ersten großen Oasis-Hits „Whatever“, wird lauthals mitgesungen, dem kurz vor Schluss des Konzertes auch noch die zweite B-Seite „Half The World Away“ folgen wird. Ähnlich läuft es bei „Wonderwall“ und „Supersonic“, denen Gallagher jeweils eine Akustikversion verpasst und sich gesanglich offenkundig von seinem Bruder Liam distanziert.
Der Sound ist gut abgemischt, überraschend leise gar, aber er stellt den markanten Gesang Gallaghers vollständig in den Vordergrund. So bieten sich die passenden Rahmenbedingungen für die mitsingfreudigen Besucher, die sich nicht an dem recht wortkargen Auftritt des Briten stören.
Zur Zugabe dürfen diese abschließend aber noch einmal richtig aus dem Vollen schöpfen. „Little By Little“ leitet die Zugabe ein, „Don’t Look Back In Anger“ schließt sie ab. Wer bis dahin noch nicht in die Noel-Gallagher-Glückseligkeit eingestiegen ist, kann sich spätestens jetzt nicht mehr wehren. Und im Prinzip hat das ja von Anfang an auch keiner getan.
Setlist:
(It’s Good) To Be Free
Mucky Fingers
Everybody’s On The Run
Dream On
If I Had a Gun
The Good Rebel
The Death of You and Me
Freaky Teeth
Wonderwall (Akustikversion)
Supersonic (Akustikversion)
(I Wanna Live in a Dream in My) Record Machine
AKA… What a Life!
Talk Tonight
Soldier Boys and Jesus Freaks
AKA… Broken Arrow
Half The World Away
(Stranded On) The Wrong Beach
Zugabe:
Little By Little
The Importance of Being Idle
Don’t Look Back In Anger
Foto: Thomas Zeidler (Noel Gallagher’s High Flying Birds live in Dublin 2011)