So legt das Quintett aus Südengland locker-flockig, doch mit gewissem Nachdruck los. Denn der Opener mit dem Namen „Loverboy“ – zugleich die erste Single-Veröffentlichung – lädt mit „Daaa da daa da daa da daa da daaa…“ von Anfang an zum Mitsummen ein. Und auch die zweite Nummer, „Jaws on the Floor“, hat einen gewissen Drive und ist mit ihren nicht einmal drei Minuten an Länge sehr kurzweilig. Die zwei bisher publizierten Singles werden schließlich mit „Bite My Tongue“ komplettiert. Hierzu hat sich die Band die Dienste von Bring Me the Horizon-Frontmann Oli Sykes gesichert, der die ersten Scream-Parts zum Album beisteuert. Radikal anders wird es dann auch wieder im Block der nächsten drei Songs, welche schon eher klassische Pop-Rock-Nummern sind, die wiederum die geballte Energie vom Anfang etwas herunterschrauben und den Hörer schon einmal auf das noch ruhigere Zwischenspiel von „Crash“ vorbereiten. „Reckless“ – ganz bestimmt eines der Highlights auf der Platte – schafft es schließlich, wieder etwas an Fahrt aufzunehmen. „Time Is Money“ treibt das Ganze dann noch ein Stück weiter, sprich: Zwei Minuten lang wird man von gepflegtem Alternative-Rock angenehm nach vorne gepeitscht, dann gibt es noch etwa eine Minute Metalcore-Screams von Parkway Drive-Sänger Winston McCall obendrauf. Wer danach nicht wach ist, der wird es beim gekonnt ruhigen „Little Bit of Truth“ bestimmt nicht. „Dilemma“ steigert das Level dann wieder bis zu einem Punkt, der – unterstützt durch den Einsatz der Bläser am Schluss – mit seinem Pomp ziemlich an Biffy Clyros Hymne „The Captain“ erinnert. Der letzte Song, schließlich, kommt nicht annähernd an das Niveau von „Little Bit of Truth“ heran und schickt SINNERS NEVER SLEEP am Ende fast doch noch schlafen.
Insgesamt hinterlässt das Album also einen abwechslungsreichen Eindruck. Einzig die nachvollziehbare Gesamtstruktur der Platte geht nach etwa drei Vierteln der Songs etwas verloren. Wie dem auch sei, das Album wagt einen Schritt über den Pop-Punk-Rahmen der beiden Vorgängeralben hinaus und wirkt – sowohl auf Stil- als auch auf Textebene – tiefgründiger und reifer. Und bei mehrmaligem Durchhören kann man die Platte wirklich lieb gewinnen. Nichtsdestotrotz wird man das Gefühl nicht los, dass You Me at Six mit ihrem neuen Werk vor ca. zehn Jahren irgendwo zwischen der Alien Ant Farm, Jimmy Eat World, Papa Roach, Story oft he Year und Senses Fail hängen geblieben sind. Im Endeffekt heißt das: Potential ist bei der jungen Truppe, die dennoch längst auf der ganzen Welt angesagt ist und im letzten Jahr bei den Kerrang! Awards als beste britische Band ausgezeichnet wurde, hörbar vorhanden. Lediglich das ultimative Innovationsmoment fehlt bei SINNERS NEVER SLEEP.
VÖ: 27.01.12, Virgin / EMI
Tracklist:
01. Loverboy 7/10
02. Jaws on the Floor 7/10
03. Bite My Tongue 7/10
04. This Is the First Thing 7/10
05. No One Does it Better 7/10
06. Little Death 6/10
07. Crash 6/10
08. Reckless 8/10
09. Time Is Money 6/10
10. Little Bit of Truth 7/10
11. The Dilemma 7/10
12. When We Were Younger 5/10
Durchschnitt: 6,7/10
Gesamteindruck: 6,5/10
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