Sir Simon ist eine Band aus Berlin, die sich um den Gitarrist und Sänger Simon Frontzek formiert. Sir Simon gelang erste Bekanntheit, als sie von der Band Tomte 2006 als Support mit auf Tour genommen wurden. Mittlerweile ist Simon Frontzek zusätzlich Pianist bei der Band Tomte, was den Bekanntheitsgrad noch erhöhte. Auch die Veröffentlichungen aus den Jahren 2008 und 2011 ernteten bei Kritikern großes Lob und Anerkennung. Es handelt sich bei der Musik meist um sehr ruhige, nahezu melancholische englischsprachige Singer-/Songwritermusik, die durch ihren Minimalismus glänzt.
Das Forum Freies Theater (kurz FFT) in Düsseldorf hat mehrere Säle, das Konzert findet im Kammerspiel statt. Dieser Raum ist bräunlich gehalten und man hält ihn sofort für einen der hässlichsten und einen der letzten mit Asbest verseuchten Räume Düsseldorfs. Und doch strahlt er einen gewissen Charme aus.
Leider ist der geplante Support, der schwedische Singer-/Songwriter Björn Kleinhenz abgesagt worden, obwohl er bei Sir Simon später aushilfsweise den Bass spielt. Stattdessen spielt die Band Red Desert. Benannt nach einem Film des italienischen Regisseurs Michelangelo Antonioni, machen Red Desert nach ihren eigenen Angaben Musik, die sich nach amerikanischem Highway, der alten Songwriter-Tradition anhört – und doch im Hier und Jetzt angesiedelt ist. Als musikalische Prägung gibt die Düsseldorfer Band die Bright Eyes, Bob Dylan, Damien Rice, Violent Femmes und Nick Cave an. Von dieser Prägung merkt und hört man jedoch so gut wie nichts. Die Melodien wollen nicht haften bleiben und der Funke nicht überspringen. Die späte Uhrzeit – Red Desert beginnt um 22:30 – mag mit dazu beitragen, dass es zu dieser arbeitnehmerunfreundlichen Zeit schwerer fällt, das Publikum zu begeistern.
Dabei ist die Stimme von Lutz Blessing – eine der beiden Gesangsstimmen – nicht gewöhnlich und damit durchaus hörenswert. Sie klingt sehr nach Peter Garrett, dem Sänger der australischen Band Midnight Oil. Doch das reicht nicht aus, um die Leute begeistern zu können. Zusätzlich hat die Band offensichtlich technische Probleme.
Es ist weit nach 23 Uhr, als die Hauptakteure die Bühne betreten. Nun versammeln sich ungefähr zwanzig von geschätzten fünfzig Besuchern weiter vorn und etwas mehr Stimmung kommt auf. Im Mittelpunkt stehen die Songs vom aktuellen Album GOODNIGHT, DEAR MIND…, die aber nicht immer zur vollen Zufriedenheit Simons gespielt werden. Hier und da gibt es ärgerliche Probleme mit Technik und Sound, die sich als Rückkopplungen bemerkbar machen. Trotzdem gibt es eine perfekte Darbietung zum Beispiel von „1993“ oder älteren Nummern wie „Credit Cards and trains“. Dazwischen erzählt Simon kleine Anekdoten von Radiokonzerten oder dass auf dem Blatt der Setlist auf der Rückseite Matheaufgaben stehen. Das macht er authentisch und sympathisch, jedoch spürt man sofort, dass er nicht gerne redet und schon gar nicht moderiert. Mit dem Song „Birthday, Christmas, New Year“ verabschiedet sich die Band von der Bühne. Simon und sein Gitarrist kehren für eine akustische Zugabe auf die Bühne zurück. Die letzte Nummer des Abends jedoch gehört Simon Frontzek ganz allein. Nur mit einer Gitarre bewaffnet zupft und singt er eine akustische Coverversion von Cindy Laupers „Girls just wanna have fun“. Eine tolle Idee beschließt ein tolles Konzert, von dem das Motto hätte lauten können: “Weniger ist mehr!“
Mehr zu Sir Simon