Einmal mehr dürfen wir frische Klänge aus Skandinavien vernehmen. Und so hat das Trio um den bereits international erfolgreichen Schweden Kristoffer Ragnstam im hohen Norden in diesem bitterkalten Winter ein brandheißes Debütalbum gebastelt.
Doch was wir auf LITTLE GOES A LONG WAY hören, zeugt von einem langen Werdegang. Auf der Suche nach seinem ganz eigenen Sound lernte Kristoffer schon früh, verschiedene Instrumente zu spielen. Musikalische Praxis aller Art prägte seither seinen Weg und verschlug ihn in alle Welt, u. a. nach Deutschland und Japan. So arbeitete er z. B. als Toningenieur und kooperierte mit Filmemachern. Zurück in Schweden, baute sich der vielseitige Musiker in Göteborg sein eigenes Studio auf, wo er selbst zwei international gefeierte Solo-Alben produzierte, die ihm sogar den Ruf als „schwedischer Beck“ einbrachten. Begleitet von seinem Backing-Duo tourte er erfolgreich mit Acts wie Mumford & Sons und Blondie-Sängerin Debbie Harry.
Für LITTLE GOES A LONG WAY holte man Ryan Kelly, der schon mit Lou Reed und John Legend gearbeitet hatte, als Produzent ins Boot. Und allen Unstimmigkeiten zum Trotz entstand in nur zwei Wochen letztlich das, was wir nun bewundern dürfen: ein großer Longplayer voller Gegensätze – mal wild, mal ruhig, mal fröhlich, mal melancholisch, das mit all seiner Vielseitigkeit irgendwo zwischen Folk, Soul, Progressive-Rock und Pop liegt. Hier nehmen die drei Musiker den Hörer mit auf eine Reise, die in den 60ern beginnt und schlagen gekonnt den Bogen zum Hier und Jetzt. Man kommt nicht um den musikalischen Vergleich mit Mumford & Sons herum. Stimmlich erinnert das Ganze hier und da an Mando Diao. Trotz aller Vergleiche wahrt das Album aber seinen ganz eigenen Charakter: Es wird fast durchweg von einer kräftigen Bass-Line getragen und nimmt durch den variablen Einsatz von Drums, Percussion und Synthesizern immer wieder neue Strukturen an, die einen in verschiedenste Regionen der Welt entführen. Es wird von Akustik- und E-Gitarre gestützt und erhält ein Feintuning durch Akkordeon-Klänge und Hammond-Orgel. Langgezogene „Ohoohoooohohoh“-Parts wie im mitreißenden Titelsong „Little Goes a Long Way (I.D.I.O.T.)“ formen den einprägsamen, hymnenhaften Charakter vieler Titel und prägen die Platte. Auch „Passive French Kiss“, einer der verspieltesten Songs, das etwas ruhigere „Only for Rachel“ und das stark hitverdächtige „Whyte and Black“ sind unter den insgesamt zwölf durchweg starken Tracks besonders hervorzuheben. Zudem hört sich das Album dank des eingefangenen räumlichen Klangvolumens beinahe wie eine Live-Aufnahme an. Hierdurch, wie durch die authentischen Texte, die aus dem Leben der Band erzählen und Alltägliches widerspiegeln, fühlt man sich der Gruppe unglaublich nah und lässt sich nur allzu gerne auf eine Spritztour quer durch die Jahrzehnte und Genres ein.
LITTLE GOES A LONG WAY ist also ein echtes Erlebnis, ein starkes Album einer sich stetig weiterentwickelnden Band, von der man in Zukunft wohl noch viel hören wird – zu Recht! Es empfiehlt sich, auf jeden Fall schon mal den April im Hinterkopf zu behalten. Dann touren Kristoffer and The Harbour Heads durch Deutschland, was man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte…
VÖ: 24.02.12; Warner Music / Ferryhouse Productions
Tracklist:
01. We Are All Different 7/10
02. Only for Rachel 8/10
03. Bulls, Wolves and Grizzlybears 7/10
04. Little Goes a Long Way (I.D.I.O.T.) 8/10
05. Happy Face 8/10
06. Same Drug 6/10
07. Even, Not Settled 8/10
08. Passive French Kiss 8/10
09. Whyte and Black 9/10
10. Kiddo 8/10
11. From Heaven to Sweden 7/10
12. Who Set This City 6/10
Durchschnitt: 7,5/10
Gesamteindruck: 8,0/10
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