Klar, dass „We Take Care of Our Own“, die erste Singleauskopplung, im Radio schon jetzt rauf- und runter gespielt wird. Die prägnanten Lyrics und der stampfende Rhythmus erinnern zudem an seinen Klassiker „Born in the U.S.A.“. Zwar brüllt Springsteen seinen Frust hier nicht so lauthals heraus und musikalisch bleibt die ganz große Steigerung innerhalb des Stücks aus. Im Text kommt jedoch sein geballter Frust zum Tragen. Demzufolge kommen Menschlichkeit und gegenseitige Hilfe in der heutigen, wirtschaftlich wie politisch zerrütteten Welt, viel zu kurz. Die verbitterte Devise des Refrains lautet schließlich: Dann nehmen wir unser Schicksal eben selbst in die Hand.
In die Hand genommen hat man bei den Aufnahmen offensichtlich auch alle Instrumente, die man irgendwie auftreiben konnte. Banjos und Violinen zum Beispiel verleihen der gewohnten Rock/Pop-Mischung hier und da Country-Flair – etwa im starken „Easy Money“. In „Death to My Own Town“, das eins zu eins wie eine Pogues-Nummer klingt, bewirken sie den Irish Folk-Sound. Und die Trompetensoli sowie die Untermalung durch Streicher im Titelsong sind schlichtweg großartig. Spätestens hier wird auch klar, dass der Albumtitel mehr als nur eine Referenz an den Abriss des altehrwürdigen Giants Stadiums in Springsteens Heimat New Jersey ist. Dass der Boss zudem bereit war, für die neue Platte auch mal ganz andere Wege zu beschreiten, zeigt sich beispielsweise im experimentellen „Rocky Ground“, einer ruhigen Nummer, in der zum Ende hin ein Gospelchor und ein Rap-Part von Sängerin Michelle Moore zu hören sind. Das sind allerdings nur einige der Besonderheiten, die dieses Album so einzigartig machen.
Fazit: elfmal Gesellschaftskritik in bester Springsteen-Manier. Die Lyrics auf WRECKING BALL klingen radikal ehrlich und frustriert. Musikalisch aber herrscht Aufbruchstimmung. Einige Nummern knüpfen sogar an seine größten Erfolge an. Außerdem warten die neuen Songs mit Elementen aus verschiedensten Einflussbereichen auf. Also immer noch ganz großes Kino, was der Boss da macht. Damit wird er seine Live-Band wohl auch weiterhin vor Ort auszahlen können…
VÖ: 02.03.2012; Sony Music
Tracklist:
01. We Take Care of Our Own 9/10
02. Easy Money 9 /10
03. Shackled and Drawn 8/10
04. Jack of All Trades 7/10
05. Death to My Hometown 8/10
06. This Depression 8/10
07. Wrecking Ball 10/10
08. You’ve Got It 7/10
09. Rocky Ground 8/10
10. Land of Hope and Dreams 8/10
11. We Are Alive 8/10
Durchschnitt: 8,2/10
Gesamteindruck: 9/10
Mehr zu Bruce Springsteen
Live-Musik ist besser? Alle coolen Konzerttickets gibt es hier: