Nicht zum ersten Mal wurde an diesem Mittwochabend die Kölner Bucht von Unwettern verschont, die anderswo zu Gewittern und Hagelschlag führten, und so ist es wenig verwunderlich, dass sich vor dem Luxor eine meterlange Schlange gebildet hat. Sollte um 20 Uhr das Konzert eigentlich schon beginnen, werden nun erst die Pforten für die Menge geöffnet. So richtig übel scheint das aber niemand zu nehmen – Timid Tiger Fans sind da eben sehr relaxt und freuen sich umso mehr, dass es nun endlich los geht. Etwas gedulden müssen sich die Kölner aber noch, hat doch vorerst die lokale Band I See Lights das Vergnügen, die Menge in Stimmung zu bringen.
Mit immerhin einer Stunde Verspätung betreten dann endlich Timid Tiger die Bühne des gut gefüllten Luxors – Sänger Keshav stilecht mit Sonnenbrille und barfuß – und die zur drückenden Luft unschlagbar gut passenden Klänge zu „The Sun Goes Down“ ertönen. Sagte der Musikexpress noch zum ersten Album der Kölner Band „dieses Debüt macht schöne Seifenblasen im Kopf“, so machen die Lieder des neuen Albums THE STREETS ARE BLACK wohl Urlaub im Kopf. Auch wenn es einen deutlichen Unterschied zwischen dem neuen und den beiden ersten doch sehr poppigen Alben gibt, fügen sich die neuen Lieder nahtlos in das gut gemischte Set zwischen den älteren ein. Das Publikum tanzt von Anfang an mit und kann fast jede Textzeile mitsingen. Nach dem zweiten Lied erfährt es dann auch den Grund für die Verspätung: die armen Jungs haben 10 Stunden ihres Tages auf der Autobahn zwischen Hamburg und Köln verbringen dürfen. Passend hierzu erklingt dann „The New Catastrophy“, nach dem Keshav mehr Chaos auf der Bühne fordert, es sei ja schließlich das Abschlusskonzert der Tour! Gesagt, getan, und auch vor der Bühne geht es bei dem Song „Electric Island“ vom Vorgängeralbum so richtig ab. Es wird ausgelassen getanzt, gehüpft und mitgesungen; das Luxor scheint gespickt mit Glückshormonen – nur Keshav scheint etwas unglücklich mit der Wahl seines Outfits, schlägt ihm die schwere Goldkette (massiv, wie man annehmen darf) ständig um die Ohren.
Einen ganz neuen Song bekommt das Kölner Publikum dann auch noch zu hören. “Eyes Of A Millionaire“ hieße es und die Gitarre würde hierbei auf dem Piano gespielt. So, so. Was aber viel mehr ins Auge, bzw. Ohr sticht, ist dieser treibende und zugleich enorm relaxte Beat, der nur zu sehr an “Funky Cold Medina“ erinnert. Ein weiterer Beweis, dass Timid Tiger mehr können, als bunten Comic-Pop. Doch auch das Paradebeispiel hierfür bekommen die Fans an diesem Abend auf die Ohren und so darf auf “Miss Murray“ nochmal so richtig ausgerastet werden, bevor das reguläre Set dann mit “Walking In The Sand“ schließt.
Man verabschiedet sich, bedankt sich herzlich beim Publikum und entschwindet in den Backstage-Bereich. Doch so schnell sie verschwunden sind, so schnell springen die fünf Jungs auch schon wieder zurück auf die Bühne, um dem Publikum noch ein ordentliches Encore aus nicht weniger als vier Songs darzubieten. Die letzten beiden Songs gehören hier zu einem Timid Tiger Konzert, wie das Abhängen in der Sonne an warmen Sommertagen. Nachdem das Publikum sich bei “Ina Meena Dika (It’s Happening Now)“ nicht lumpen lässt, kräftig auf der Bühne mitzuwirken und die Schilder mit dem Text des Bollywood-Klassikers in die Lüfte schwingt, schließt der Abend mit Keshavs Lieblingstrack “Rabbit On Fire“, zu dem fast schon traditionell das gute alte „in-die-Hocke-gehen-und-hochspringen-Spiel“ ausgiebigst zelebriert wird.
Nach einem rund 75-minütigen Set drängen sich die offensichtlich rundum zufriedenen Konzertbesucher hinaus in auf die schwarzen Straßen Kölns.
Setlist:
The Sun Goes Down
Palm Beach Bar
New Catastrophy
Electric Island
House Of Love
My Girl’s A Rascal
Many Miles
Hangin’ In The Sun
Back From Hell
Combat Songs & Traffic Fights
Let The City Save Us
Eyes Of A Millionaire
Miss Murray
Walking In The Sand
Miracle
Gadget Girls
Ina Meena Dika (It’s Happening Now)
Rabbit On Fire
Bilder vom Konzert; Fotografin: Julia Laacks
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