Buhrufe und Pfiffe für Jack White. Den Jack White? Den White-Stripes-Jack White? Was passiert war: vehement fordern die Zuschauer nach einem begeisternden Konzert ein zweites Zugabe-Set von Mr. White und seinen sechs Grazien in weißen Kleidern, die die Menge in den letzten rund 80 Minuten mit einem routinierten Gig in der Hand hatten.
Aber keiner der Protagonisten lässt sich noch blicken, auch wenn alles auf „Seven Nation Army“ wartet, das bekanntlich am Tag davor noch beim Stopp in Berlin den umjubelten Abschluss dargestellt hat. Nach und nach wird die Musik lauter, Spot für Spot angeschaltet. Ein etwas unbefriedigendes Ende eines eigentlich doch gelungenen Abends, den die zwei talentierten jungen Schwedinnen von First Aid Kit einleiten durften. Das E-Werk, wie eigentlich immer die Wochen davor, gefüllt mit drückend schwüler Luft, ein großer Teil der Zuschauerschaft zu der Zeit noch im Außenbereich zu der ein oder anderen Zigarette anzutreffen. Dennoch Chance genug für die beiden sympathischen Schwestern, die Anwesenden in knapp 30 Minuten von ihrem Talent und ihrem aktuellen Album THE LION’S ROAR zu überzeugen.
Aber es warten dennoch alle auf ihn – den Star, die Lichtgestalt – mag man fast sagen, so schnell wie das Konzert ausverkauft war. Jack White hat in der Vergangenheit mehrfach bewiesen, dass ihm die (fast ganz) große Bühne auch ohne White-Stripes-Partnerin Meg White oder seine Nebenprojekte The Raconteurs und The Dead Weather ganz gut alleine steht. Die eingangs erwähnte Frauenband in weißen Kleidern macht auch unabhängig von ihrem Äußeren musikalisch eine gute Figur, achtet aber penibel darauf, dass White der Protagonist bleibt. Und der macht es sich eigentlich ganz einfach: es wird gerockt, bis die Schwarte kracht, von vereinzelten Ausflügen an’s Piano abgesehen. Kein Wunder also, dass er mit „Sixteen Saltines“ von seinem aktuellen Album BLUNDERBUSS beginnt und auch in der Folgezeit selten ruhiger wird. Und da White als einer derjenigen Künstler gilt, die gerne ihr Set von Tag zu Tag umstellen, liegt diesmal der Fokus sogar etwas mehr auf älteren White-Stripes-Songs als auf seinem Soloalbum. Dazu noch vereinzelte Songs von The Dead Weather und The Raconteurs, alles in einem Rutsch ohne große Pausen oder Erzähleinlagen gespielt, damit auch keine Langeweile aufkommen kann. Nur das Publikum, das bekam dann doch noch ein paar Liebesbekundungen übermittelt. Er sei so gerne in Köln, erzählt White. Sein nächstes Ziel sei, Deutsch zu lernen. Warum man aber letztlich weder den Simpsons-Song „The Hardest Button To Button“ zu hören bekam noch, passend zum parallel ablaufenden ersten EM-Halbfinale, „Seven Nation Army“, bleibt dennoch das Geheimnis des Künstlers.
Setlist:
Sixteen Saltines
Missing Pieces
Dead Leaves and the Dirty Ground
Love Interruption
Top Yourself
Hotel Yorba
We’re Going to Be Friends
I Guess I Should Go to Sleep
Weep Themselves to Sleep
Hypocritical Kiss
Screwdriver
Blue Blood Blues
Cannon
Little Room
Ball and Biscuit
Zugabe:
Freedom At 21
Steady, As She Goes
Take Me With You When You Go
Fotograf: Steffen Rieger
First Aid Kit (Support)
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Jack White
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