So wie das Gloria gefüllt ist, hat sich der Australier Xavier Rudd bei den 20 bis 30-Jährigen Jungs und Mädels im Surfer- oder Hippie-Style einen Namen gemacht. Zeitweise ist er auch zu vernehmen, dieser unnachahmliche Geruch eines Joints. So weiß man recht schnell, was einen heute erwartet. Feiern, laut sein und mitgehen, das wird die Devise des Abends sein.
Doch vor Xavier Rudd gesellt sich erst mal Stefan Honig mit Kollegen auf die Bühne. Optisch denkt man bei ihm sofort an den Sozialarbeiter, wie er mit Brille, Vollbart und Gitarre auf der Bühne klampft. So bietet Honig Singer-/Songwritermusik von ansprechender Qualität. Die Stimme Honigs ähnelt durchaus einem Phil Collins – zu dieser Musik durchaus passend -, den Songs in englischer Sprache fehlt in dieser akustischen Variante jedoch meist der rote Faden, um im Ohr zu bleiben. Da Honig seine Musik aber auch mit kompletter Band sonst darbietet, fehlt den Liedern vielleicht auch nur die gesamte Instrumentierung. Der Applaus steigert sich im Laufe des Gigs jedoch immer mehr, so dass der Auftrag eines Supports gut erfüllt wird.
Ungewöhnlich lang lässt Xavier Rudd anschließend auf sich warten. Aufgebaut sind zwei Didgeridoos, ein kleines Schlagzeug und auch ein paar Gitarren sind im Hintergrund zu erkennen. Optisch spricht das klar für eine komplette Band, doch weit gefehlt. Rudd erscheint zu Beginn allein auf der Bühne – und bleibt es den ganzen Abend –, setzt sich an das eingeklemmte Didgeridoo und spielt mit den Händen und Füßen zusätzlich die Beats mit den Drums. Sein Set startet mit „Lioness Eye“ aus seinem aktuellen Album SPIRIT BIRD. Beeindruckend, wie er alle Gliedmaße schon bei diesem Song aber auch für seinen Gig insgesamt nutzt. Eine Hand am Schlagzeug, über Pedalen, Knöpfe und ähnlichem, die er barfuß bedient, werden Geräusche erzeugt und dazu gesampelt. Und das Publikum? Es feiert ihn ab! Die meisten sind text- und bewegungssicher und jubeln ihrem Idol zu. Ein toller Künstler, der viele Instrumente beherrscht und neben den Didgeridoos, Schlagzeug, sämtlichen Gitarren auch noch Mundharmonika spielt und singt, trifft auf ein eingefleischtes Publikum, welches seine Songs binnen von Sekunden immer erkennt und bejubelt. Eine Kombination, wie sie leider auch auf Konzerten nicht üblich ist. Auch der Australier selbst scheint sich immer wohler zu fühlen, wird immer redseliger und plaudert Anekdoten aus.
Vorbei sind die schlechten Gedanken an den Nicht-Sommer und dem regnerischen Wetter, welches draußen sein Unwesen treibt. Als Rudd mit „Bow Down“ sein Set vorläufig beendet, schreien sich die Fans ihre Zugaberufe aus dem Leib. Es fällt auf, dass kaum einer den Saal verlässt, da ihn alle noch einmal sehen möchten. Natürlich lässt er sich nicht lang bitten und bringt noch zwei Songs als Zugabe. Immerhin rund zwei Stunden verausgabt er sich und bietet im Gloria eine Show par excellence. Ein toller Abend mit einem tollen Typen, der auf Showelemente und Lichtschnickschnack fast gänzlich verzichtet, dafür aber eine authentische One-Man-Show bietet. Die gute Laune der Leute trägt mit zu der großartigen Stimmung bei, selbst wenn nicht jeder Song gleich gut ankommt.
Beim Rausgehen werden die Fans allerdings hart ins nasse, kühle Köln zurückgeholt. Es regnet in Strömen.
Setlist
Lioness Eye
Fortune Teller
Come Let Go
Food
Comfortable In My Skin
3 Roads
Follow The Sun
Messages
Let Me Be
Culture Bleeding
Bow Down
Spirit Bird
G.B.A.
Bilder vom Konzert; Fotograf: Steffen Rieger
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