Vorweg: Kid Kopphausen ist kein Duo, sondern mit Alexander Jezdinsky (Drums), Felix Weigt (Bass) und Marcus Schneider (Gitarren) ein echtes Quintett, das die 13 Stücke gemeinsam komponierte. Der alte Koppruch also endlich wieder mit Band, aber nach dem staubigen Country-Folk seiner alten Band Fink klingt das Album selten. Nach dem munter losrockenden Opener „Hier bin ich“ sind die Leadvocals bei den Songs eindeutig verteilt, Duette somit Mangelware – eigentlich schade, da die beiden Stimmen äußerst gut harmonieren. Aber so lassen sich die Stücke in zwei Kategorien unterteilen: die Gisbert-Lieder und die Koppruch-Lieder. Letztere klingen zumeist wie die logische Fortsetzung seines zweiten Solowerks CARUSO, besonders hervorzuheben wäre hier das großartige „Im Westen nichts Neues“. Auch die Gisbert-Lieder hätten sich gut auf dessen Zweitling HURRA! HURRA! SO NICHT. gemacht, hier sticht die Hymne „Das Leichteste der Welt“ hervor.
Aber durch den Bandsound schaffen es Kid Kopphausen insgesamt dennoch, sich von den beiden Einzelkomponenten zu emanzipieren. „Schon so lang“ entwickelt sich nach ruhigem Beginn zu einer Art Countrypunk-Nummer, die „Mörderballade“ wiederum überzeugt durch düstere Dramatik und aberwitzige Gitarrensoli.
Insgesamt eines der spannendsten deutschsprachigen Alben des Jahres. Etwas anderes hätte man Gisbert zu Knyphausen und Nils Koppruch aber auch nicht zugetraut.
Ohr D’oeuvre: Im Westen nichts Neues, Das Leichteste der Welt, Mörderballade
VÖ: 24.08.2012; Trocadero (Indigo)
Tracklist:
01. Hier bin ich
02. Schritt für Schritt
03. Das Leichteste der Welt
04. Im Westen nichts Neues
05. Schon so lang
06. Meine Schwester
07. Wenn ich dich gefunden hab
08. Zieh dein Hemd aus Moses
09. Haus voller Lerchen
10. Wenn der Wind übers Dach geht
11. Mörderballade
12. Jeden Montag
13. Nur ein Satz
Gesamteindruck: 8/10
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