Ein echter Megastar kommt an den Rhein für seine Solotour und füllt das Kölner E-Werk randvoll. Endlich ist er Gastgeber und nicht Support von Mötley Crüe und steht somit voll im Fokus. Seine Vorgruppe ist Ginger Wildhaert, die mit flotten aber auch für das Tanzbein sich eignenden Melodien das Publikum anheizt. In der Musik versteckt sich eine ordentliche Portion Rock- und Punkabily, so dass dies gut bei den Leuten ankommt. Eines wird jedoch schon beim Support deutlich. Köln hat Bock und wird bei Slash die Halle zum Kochen bringen. Dabei ist das Publikum ungewohnt gemischt und somit der klassische Slash-Fan nicht auszumachen. Von dem blonden Teenie, das frisch von der Sonnenbank zu kommen scheint, bis hin zum schwergewichtigen graubärtigen Harleyfahrer finden sich in der Halle alle wieder. Ein sehr interessantes Publikum.
Dann ist es soweit. Slash und seine Band, die sich für die Tour Myles Kennedy and the Conspirators nennt, legen los. Sofort machen zwei Spots klar, um welche Herren es heute abend geht. Sänger Myles Kennedy – auch Sänger bei Alter Bridge – und selbstverständlich Slash himself stehen permanent im Rampenlicht. Der Rest der Bühne wirkt geradezu abgedunkelt. Dabei müssen sich die anderen keineswegs hinter den beiden verstecken. Insbesondere Bassist Todd Kerns ist erwähnenswert, weil er bei dem Song von Guns ‚N‘ Roses „You’re crazy“ und Doctor Alibi den Gesang übernimmt und an’s Mikro tritt. Die Truppe spielt perfekt zusammen und die Setlist bietet einen schönen Querschnitt von Slashs Karriere. Das ein oder andere Lied aus der Zeit von Slash’s Snakepit oder der Ära Velvet Revolvers hätte es durchaus mehr sein können, die größten Hits aus der Combo mit Axl Rose finden aber Raum und Zeit. Die meiste Zeit geht aber für die zahlreichen und minutenlangen Soli seitens Slashs drauf. Hier und da hätte es melodiöser und einfallsreicher sein können, dennoch ist es faszinierend dem Mann mit Sonnenbrille und Zylinder bekleidet bei der Arbeit zuzusehen und ihn zu genießen. Hier ist eine echte Ikone am Werk. Die Stimmung in der Halle ist manchmal schwer auszumachen. Hier handelt es sich nicht um rhythmische Mitklatschnummern oder Musik zum Pogen, aber dass einige Rocker stagediven ist das beste Anzeichen dafür, dass das Publikum zufrieden ist. Natürlich entsteht die beste Stimmung bei den Tracks von Guns ‚N‘ Roses, speziell bei „Sweet Child Of Mine“ und „Paradise City“. Da sind wirklich alle dabei. Bei diesen Songs merkt man verblüfft, dass Myles Kennedy Axl Rose problemlos ersetzen, ja heutzutage wohlmöglich übertreffen könnte.
Ein überzeugendes und stimmiges Rockkonzert, das nach rund zwei Stunden nur zufriedene Gesichter zurücklässt. Und das berühmte Wort mit F* bringt Slash ganz am Ende seiner Dankesrede. Die letzte wichtige Hürde ist somit auch genommen.
Fotos: Julia Laacks
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