Die Arktis kann manchmal ganz schön heiß sein
Das wird zur Abwechslung kein warnender Artikel zum so wichtigen Klimawandel, sondern beschreibt das, was am letzten Sonntag in der Arena-Treptow passiert ist. Die Arctic Monkeys waren zu Gast und hatten die Eagles Of Death Metal im Schlepptau. Affen und Vögel – na das kann ja heiter werden.
Eigentlich ist die Arena ja eher die Sorte Halle, die man äußerst ungern besucht, eigentlich nur dann, wenn da Bands auftreten, die man wirklich sehen will, denn zu schlecht ist der Sound oft, zu ungemütlich das Innere. Beim Betreten an diesem Abend erfüllen sich zunächst die schlimmsten Befürchtungen, es ist kalt, überall dicke Rauchschwaden und selbst bis kurz vor Konzertbeginn ist die Halle nicht wirklich gut besucht. Da drängt sich die Frage auf, ob es eine kleinere Halle nicht auch getan und dem Ganzen einen viel gemütlicheren Rahmen geboten hätte. Dann pünktlich um 20 Uhr wird es dunkel und aus den Boxen erschallt Diskomusik. Lässig kommen nach und nach ganz in elegantes Schwarz gekleidet die grandiosen Eagles Of Death Metal angeführt durch Jesse „The Devil“ Hughes auf die Bühne. Als sie mit „I Only Want You“ loslegen stellt man fest, dass der Sound von Anfang an erstaunlich gut ist. Na dann kann sie ja doch losgehen, die erhoffte Party, auch wenn die Arctic Monkeys-Fans zunächst etwas zurückhaltender sind, als man es sonst bei Eagles Of Death Metal-Shows gewohnt ist. Auch Jesse nimmt sich an diesem Abend etwas zurück, arbeitet eher spärlich mit seinen legendären „Can You Dig It“- und „Ladies“-Rufen, auch wenn natürlich „Bist du meine kleine Muschikatze?“ nicht fehlen darf, und hat auch stimmlich des öfteren ein paar Probleme. Ab Mitte des Sets und spätestens als „Wannabe in LA“ erklingt ist dann aber auch das Publikum so richtig warm und fliegt zur großen Freude von Jesse dann doch noch das obligatorische Höschen auf die Bühne. Nach leider nur 10 Songs beenden die Eagles ihr Set mit „Speaking In Tongues“, das noch mal so richtig kracht, als sich Gitarrist Dave Catching und Jesse ein kleines Battle liefern, bei dem sogar eine Saite bei Dave reißt. Trotzdem wird munter weiter gerockt. Diese Boy’s sind „really bad news, but in a good way“. Deshalb wäre ein Co-Headliner-Slot noch schöner gewesen, so dass sich der Eagles Of Death Metal-Spaß in Gänze hätte entfalten können. So mussten sich die Jungs doch arg beeilen und hatten nicht so recht Zeit, ihren ganzen Charme spielen zu lassen. Den Fans hat es allerdings nichts desto trotz Spaß gemacht.
Für die Hauptakteure wird dann erstmal die Bühne mit einem roten Vorhang verhüllt. Als dieser sich dann nach der Umbaupause langsam öffnet und erste Nebelschwaden heraustreten, erklingen im vorderen Bereich der Halle hysterische Schreie. Und da stehen sie dann, in gleißendes Licht und Nebel gehüllt – die Arctic Monkeys.
Die ersten Töne von „Dance Little Liar“ erklingen und sofort ist die Menge drin im Konzert. Das Ganze entlädt sich dann zum ersten Mal beim „Brianstorm“. Eine wogende, glückliche Masse schwingt, hüpft, pogt. Die Akteure auf der Bühne werden mit solch einem Enthusiasmus überschüttet, das sich dieser wohl auch auf die Band überträgt, denn Alex Turner, sonst eher spröde, ist an diesem Abend fast redselig, was allerdings auch am Alkoholkonsum liegen könnte, und streut auch immer noch ein paar Brocken Deutsch ein. Doch selbst wenn dem nicht so gewesen wäre, hätten die Arctic Monkeys allein musikalisch schon so unglaublich viel zu bieten. Die Liveversionen der Songs sind gespickt mit kleinen, interessanten Veränderungen gegenüber den Studioversionen. Da wird hier ein psychedelisches Solo gespielt und dort ein kleiner Break eingebaut. Allein das Zuhören macht Spaß an diesem Abend. Überrascht ist man auch von der Stimme Turners. Jeder Ton klar und punktgenau. Zudem umgibt ihn dabei so ein Bohemian-Charisma, das einen gar nicht weggucken ließe, wäre man nicht so sehr mit dem Tanzen beschäftigt.
Sympathisch auch, dass die Jungs mit ihren großen Hits nicht bis zum Ende warten, sondern zum Beispiel „I Bet That You Look Good On The Dancefloor“ schon gleich als fünftes Lied raushauen und die Menge somit in eine nächste Tanzekstase stürzen, aus der sie so schnell auch nicht mehr herauskommen, denn mit „Sketchhead“, „My Propeller“ oder dem gigantischen „Crying Lightning“ wird ihnen keine Verschnaufpause gegönnt. Und schon gar nicht als dann „The View From The Afternoon“ erklingt. Man kann enthusiastische Luftschlagzeuger, unzählige Crowdsurfer und engagierte Fingerzeiger beobachten. Dann die Frage: „Do you like it gentle?“ Na gut, nur ganz kurz. Das wunderbare „Cornerstone“ lässt einen zur Ruhe und zum Träumen kommen. Aber dann geht’s schon weiter. Das einleitende Gitarrenriff zu „If You Were There, Beware“, das abermalige Haarschütteln von Alex Turner und wieder das Auf und Ab der Menge, das sich abermals Lied für Lied steigert und in „When The Sun Goes Down“ mündet. „Secret Door“ wartet dann noch mal mit einer explosiven Überraschung auf, denn nun kommen Konfettikanonen zum Einsatz und tauchen die ersten Reihen in ein wahres Flittermeer. Ein schöneres Finale kann es fast nicht geben. Aber nach Hause will hier noch keiner. Also müssen die Sheffielder wohl noch mal rauf auf die Bühne. Mit „Fluorescent Adolescent“ und „505“ lassen sich die Arctic Monkeys ein letztes Mal so richtig feiern und entlassen ihre Fans sehr glücklich, wahrscheinlich mit Muskelkater, aber mit dem Wunsch auf baldiges Wiedersehen in die Nacht.
Fazit: Die Arena-Treptow ist hässlich, kalt und soundtechnisch furchtbar, aber an diesem Abend war alles einfach nur schön, da hat man sogar die Tristesse dieses Ortes vergessen. Can you dig it?!
Setlist:
1. Dance Little Liar
2. Brianstorm
3. This House Is A Circus
4. Still Take You Home
5. I Bet That You Look Good On The Dancefloor
6. Sketchhead
7. My Propeller
8. Crying Lightning
9. Dangerous Animals
10. The View From The Afternoon
11. Cornerstone
12. If You Were There, Beware
13. Pretty Visitors
14. The Jeweller’s Hand
15. Do Me A Favor
16. When The Sun Goes Down
17. Secret Door
Zugabe
18. Fluorescent Adolescent
19. 505
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sueteWeni