Viele Menschen haben sich an diesem sonnigen Abend auf den Weg zur Arena Treptow gemacht, um das von einem bekannten Süßgetränk gesponserte Konzert der Kooks, sowie sieben weiteren Nachwuchsbands anzusehen. So viele, dass etliche enttäuschte Fans vor der Halle abgewiesen werden und draußen bleiben müssen.
Die meisten des teils noch sehr jungen Publikums sind trotz der Bandfülle nur wegen den Headlinern des Abends in der Arena. Hier ist jedoch viel Geduld gefragt, denn die vier Jungs aus Brighton betreten erst gute fünf Stunden nach Einlass die Bühne.
Bei den ersten sechs Bands, von denen per Publikumsvoting drei einen Auftritt bei Rock am Ring gewinnen konnten, sind von Hip Hop bis Hard Rock alle Stilrichtungen dabei. Technisch gesehen machen sie ihren Job erstaunlich gut, aber den meisten fehlt einfach noch der Wiedererkennungswert.
Die beliebtesten Newcomer des Abends sind laut des Publikums die Deutschrocker Andioliphillip, drei Jungs, die als die etwas härtere Version der Ärzte durchgehen und die das Publikum zum lauthalsen mitsingen animieren können. Außerdem überzeugen die Hip Hopper von Phases For Life und die Rocker der etwas härteren Gangart Jack Rabbit Slimz die Zuschauer.
Nun folgt ein halbstündiger Auftritt der Vorjahresgewinner der Soundwavetour Samavayo, zu deren Stonerrock das Publikum zwar ordentlich pogt, die aber alles in allem alles andere als einen inspirierten Auftritt hinlegen.
Es ist mittlerweile 23 Uhr vorüber, als die Headliner des Abends die Bühne betreten. Ohne großes Intro stehen die vier Jungs plötzlich vor einem. Sänger Luke Pritchard, mit neuer Kurzhaarfrisur und weißem Hemd sieht eher aus wie der Junge von nebenan als ein egomaner Rockstar. Dieser natürliche Charme ist auch genau das was The Kooks so sympathisch macht.
Das Konzert beginnt mit dem schwungvollen „ If Only“ aus ihrem Debütalbum. Es dauert nicht lange und das Quartett hat das Publikum auf ihrer Seite.
Ihr Talent für ausgefuchstes und auf den Punkt gebrachtes Songwriting offenbaren The Kooks auf beiden ihrer Alben überzeugend, wobei sie bei ihrem Debüt wohl noch ein Quäntchen mehr Unbeschwertheit hereingebracht haben. Gefeiert werden heute vor allem Hits wie „Naive“ oder „Ohh La“. Aber auch das unbeschwerte „She moves in her own way“, oder „Do You Wanna“ kommen live sehr gut an.
Es ist schon nach den ersten Songs heiß in der Arena, so heiß dass Luke, um das Wohl der Fans besorgt, sich persönlich um die Abkühlung des Publikums kümmert und die ersten Reihen gleich mehrmals mit Wasser bespritzt, was von den Zuschauern sofort dankend angenommen wird.
Auf Prichards Ansagen, reagiert das Publikum jedoch oftmals mit einiger Zeitverzögerung. Kein Wunder, „he’s fucking mumbling“ beschweren sich selbst die Engländer in der Arena. Obwohl er sich meist den üblichen Standardfloskeln wie„Thanks for coming“, „Germany ist our second home“ – man hat es schon zu genüge gehört – bedient, nimmt man dem jungen Kerl jedes Wort ab. Denn heute Abend hat er viel Spaß auf der Bühne und er möchte jeden einzelnen daran Teil haben lassen. Seine gute Laune wirkt ansteckend, dem kann sich niemand lange entziehen.
Aber The Kooks können auch anderes, denn der emotionale Höhepunkt des Abends ist, als Luke zu den ersten beiden Liedern der Zugabe ganz allein auf die Bühne zurückkommt um eine ergreifende Akustikversion von „Seaside“, sowie den bisher unveröffentlichten Song „Princess On My Mind“ vorzutragen. In diesem Moment möchte man Luke einfach vor der großen weiten und bösen Welt beschützen, so zerbrechlich und allein wirkt er auf der großen Bühne.
The Kooks sind sicher keine Band, die Live besonders anders klingen als auf Cd, aber mit ihrem Charme machen sie und allen voran Sänger Luke an diesem Abend mehr als eine gute Figur. Luke hüpft und tanzt wie ein Wirbelwind über die Bühne und springt beim letzten Song sogar ins Publikum. Ein wenig blass bleibt bei soviel Energie seine Begleitband, die sich zu keiner Regung und zu keiner Bewegung zuviel hinreißen lässt.
Aber dass sie heute Spaß auf der Bühne haben, lässt sich nicht zuletzt an der Setlist sehen. Geplant war für den Headliner des Abends nur eine gute Stunde Bühnenzeit. The Kooks kümmert dies wenig und so spielen sie eine halbe Stunde länger, um sicher zu gehen, dass sie auch alle um sie herum glücklich machen. Es ist ihnen gelungen.
Setlist:
If Only
Matchbox
Eddie’s Gun
Ohh La
Sway
Time Awaits
Rainbows
One Last Time
She Moves In Her Own Way
Down To The Market
Do You Wanna
Naive
Shine On
See The Sun
See The World
Zugabe:
Seaside
Princess On My Mind
Always Where I Need To Be
Stormy Weather
Sofa Song