21:30 Uhr: Nach langem Warten ist es endlich so weit und der Vorhang, der die Bühne des Kölner Palladiums verhüllt, wird beleuchtet. „Angels“ ist das erste Lied des Abends, aber die Band, auf die alle gewartet haben, ist nicht zu sehen. Die drei Musiker von The XX lassen erst einmal ihre Musik auf das Publikum wirken und beginnen das Konzert hinter dem Vorhang. Lediglich die Silhouetten der Londoner sind ab und zu erkennbar. Um den 4000 Anwesenden aber wenigstens etwas zu bieten, wird der Vorhang zur Leinwand umfunktioniert, auf die Bilder projiziert werden.
Passend zum langsamen, melancholischen Sound von „Angels“ breitet sich langsam ein Muster aus, wird immer größer, immer schärfer und gerade wenn man meint, etwas erkennen zu können, verschwimmt es wieder. Ähnlich verhält es sich mit der Musik von The XX. Happy Ends gibt es bei The XX selten, da vor allem die Brüchigkeit der Liebe in ihren Texten im Vordergrund steht. Auch Höhepunkte gibt es nicht viele, Action ebenso wenig. Das Motiv des Bildes, das kurz vor dem Erkennen wieder verschwimmt, ist gut gewählt. Immer wenn das Gefühl entsteht, The XX würden nun loslegen, werden sie einfach wieder eine Spur langsamer.
Auch als der Vorhang fällt, ändert sich die Stimmung nicht wirklich. Die drei Musiker, komplett in schwarz gekleidet, werden nur von drei Scheinwerfern angestrahlt, der Rest der Bühne bleibt dunkel. Ebenso minimalistisch sind auch die Stücke, die lediglich von den klaren Stimmen der Leadsänger Romy Madley Croft und Oliver Sim, die sofort unter die Haut gehen, getragen werden. Fast entsteht der Eindruck, dass das Publikum ausgeblendet wird und The XX nur für sich spielen. Unterstrichen wird dies auch damit, dass Interaktionen mit den Fans an diesem Abend so gut wie nicht existieren. Nur dreimal werden diese mit einer kurzen Ansage direkt angesprochen. Wirklich vermisst wird das aber nicht, denn viel Action ist auch vom Publikum nicht zu erwarten. Jubel gibt es nur kurz am Anfang und am Ende eines jeden Songs, getanzt wird nur ein bisschen. Vielmehr erscheint es, als würden Band und Publikum in stillem Übereinkommen einfach die Musik genießen und die Texte, mit denen sich vermutlich jeder identifizieren kann, auf sich wirken zu lassen. Textsicher ist jedenfalls der Großteil aller Anwesenden.
Irgendwann im Laufe des Konzertes gelangt man an den Punkt, an dem man einfach die Augen schließt und sich nichts sehnlicher wünscht, als dass dieses Konzert im Sommer stattfindet, man sich ins Gras zurücklehnen und die Musik genießen kann. Bevor man sich aber zu sehr in den Tagträumereien verliert, ist das Konzert nach knapp einer Stunde und fünfzehn Minuten auch schon wieder vorbei.
In dieser kurzen Zeit beweisen The XX, dass es auch möglich ist, alle Anwesenden ohne großen Aufwand, ohne großen technischen Schickschnack und ohne spektakuläre Bühnenshow zu begeistern. Sie haben es geschafft, das ausverkaufte Palladium allein mit ihrer Musik und den tiefgründigen, melancholischen Texte in ihren Bann zu ziehen und so ist es nicht verwunderlich, dass The XX als Band der Stunde gehandelt werden.
Setlist:
Angels
Heart Skipped A Beat
Fiction
Crystalised
Fantasy
Missing
Reunion
Sunset
Night Time
Swept Away
Shelter
VCR
Islands
Chained
Infinity
Zugaben:
Intro
Tides
Stars
Fotos: Daniel Berbig – www.berbig-photographie.de
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