Es gibt Bands, auf die sich fast alle einigen können, zum Einen weil sie tolle Musik machen und zum Anderen weil sie so grundsympathisch sind, dass man sie gar nicht nicht mögen kann. Die aus Versailles stammenden Phoenix gehören genau zu dieser Sorte Bands und so spielen sie auf ihrer diesjährigen Deutschlandtour in ausverkauften Hallen. Zu recht, denn ihren Ruf einer exzellenten Liveband können die Jungs auch an diesem Samstagabend in Köln ohne Probleme untermauern.
Schon der Beginn mit „Lisztomania“ aus ihrem aktuellen Album „Wolfgang Amadeus Phoenix“, ist grandios. Danach geht es weiter mit „Long Distance Call“ und „Lasso“ und schnell wird einem wieder einmal bewusst, was für eine Hitdichte sich in den Alben von Phoenix versteckt. Hier reiht sich wirklich ein Hit an den nächsten, so dass man gar keine Verschnaufpause bekommt. Live wirken die Songs, die von der Band sehr präzise vorgetragen werden, außerdem noch um einiges rockiger und zwingender. Dazu trägt nicht zuletzt der Tourschlagzeuger Thomas Hedlund seinen Teil bei, der die Drums bearbeitet als gäbe es kein Morgen und durch den die Songs noch druckvoller erscheinen.
Auch Thomas Mars, der eigentlich immer etwas schüchtern wirkt, ist ein großartiger Entertainer. Er bedankt sich immer wieder beim Publikum und fügt auf Deutsch hinzu: „schön, dass ihr da seid“. Und schon beim dritten Lied bahnt er sich den Weg von der Bühne zum Publikum und singt direkt an der Absperrung vor den Fans weiter. Dieser Ausflug in den Zuschauerraum soll heute Abend kein Einzelfall bleiben.
Auch wenn man es nicht auf den ersten Blick bemerkt: Phoenix sind eine unglaublich abwechslungsreiche Band. Ob poppige, rockige oder auch experimentellere Stücke, bei denen die Synthesizer im Mittelpunkt stehen, hier wird heute Abend für jeden etwas geboten. Soundtechnisch gibt es nicht viel zu meckern. Allerdings hat vor allem das instrumentale „Love Like A Sunset Part I“ bei den Zuschauern die weiter vorne stehen, einen schweren Stand. Denn das was da zu Beginn an Geräuschen aus den Boxen kommt, ist so laut, dass man den Eindruck hat, das E-Werk würde anfangen zu wackeln. Aber das bleibt wirklich das einzige Ärgernis, denn heute Abend soll getanzt und gefeiert werden. Das macht Thomas Mars immer wieder deutlich, indem er das Publikum zum kollektiven Klatschen auffordert. Nicht nur Phoenix werden mit jedem Song gelöster, auch das anfangs etwas zurückhaltende Publikum taut von Song zu Song mehr auf.
Und zu feiern gibt es heute wirklich etwas: Cedric, einer der Crewmitglieder von Phoenix hat Geburtstag. Thomas fordert die Zuschauer auf, ihm ein Geburtstagsständchen auf Deutsch zu singen. Währendessen bekommt Cedric von der Band eine Geburtstagstorte überreicht und damit auch die Leute in den hinteren Reihen sehen, wen sie da eigentlich besingen, werden Fotos von ihm an eine Diawand projiziert. Eine sehr sympathische Geste der Franzosen.
Dann geht es aber weiter mit Musik. Nach „Consolation Prizes“ folgt das großartige „Rome“, das nahtlos in den „Funky Squaredance“ übergeht. Danach verlässt die Band erst einmal die Bühne. Zur Zugabe werden „Everything is Everything“ und „Love For Granted“ akustisch vorgetragen, bevor mit “If I Ever Feel Better” und “1901” noch mal richtig gerockt werden darf. Bei „If I Ever Feel Better“ verschwindet Thomas plötzlich ganz im Publikum, bevor er einen Balkon an der Seite der Halle hochklettert, um von dort weiter zu singen. Phoenix machen es an diesem Abend mal wieder deutlich: man kann auch mit wachsendem Erfolg eine Band zum Anfassen bleiben. Nach viel zu kurzen 80 Minuten geht ein durch und durch tolles Konzert einer der sympathischsten Bands dieses Planeten zu Ende. Man freut sich schon jetzt auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen.
Setlist:
01. Lisztomania
02. Long Distance Call
03. Lasso
04. Run Run Run
05. Fences
06. Girlfriend
07. Love Like A Sunset Part I
08. Love Like A Sunset Part II
09. Rally
10. Too Young
11. Consolation Prizes
12. Rome
13. Funky Squaredance
14. Everything Is Everything (acoustic)
15. Love For Granted (acoustic)
16. If I Ever Feel Better
17. 1901
Mit dem Geburtstagsfeiern in Deutschland kennen sich die vier sympathischen Franzosen anscheinend sehr gut aus, denn am 21. November feierte Thomas Mars in dem restlos ausverkauften Huxleys in Berlin seinen Geburtstag und ließ sich auch dort nicht nehmen auf Tuchfühlung mit den Zuschauern gehen. Nach zahlreichen “ins-Publikum-über-das-Gitter-rüberlehn-Aktionen” und auch dem Spaziergang durch die dichtgedrängte, verschwitzte und jubelnde Menge zog der Phoenix Frontmann einfach einige Fans auf die Bühne. Und kurz darauf sah ich mich selber umringt von ca. 30-40 weiteren Fans auf der Bühne hüpfen bis die Bretter wackelten und krächzten und zwischen uns musizierten Thomas und Co einfach weiter! Eine tolle Band, ein unvergesslicher Abend und ein umwerfendes Konzert! Phoenix? Mais oui!