Alle Jahre wieder geben die Jungs von New Model Army ein Weihnachtskonzert in Köln, meist im Palladium. Dort zelebrieren die Engländer gern ein kleines Festival, zu dem sie zwei Supports – einer bekannt, einer weniger bekannt – mit an Bord nehmen. In diesem Jahr sind dies Ausgerechnet Wir, eine Indie-Pop-Band aus Göttingen und die wiedergegründeten Slime. Die Punk-Legende macht dann in ihrem einstündigen Set das, wofür sie bekannt, geschätzt und gefürchtet wird: Laut sein und anprangern. Power und Ausstrahlung besitzen die Jungs auf jeden Fall noch immer. Und was zu sagen haben sie weiterhin. Leider ist der Sound ein wenig breiig.
Natürlich wollen die meisten Anwesenden New Model Army sehen. Für Fans ist heute auch interessant, wie sich der neue Bassist Ceri Monger schlägt, nachdem Peter „Nelson“ Nice New Model Army nach 22 Jahren verlassen hat. Gegen 22 Uhr entert die Band dann die Stage und gibt Antworten. Monger headbangt mit seiner rot gefärbten Mähne über die Bühne und ist damit der Aktivste. Alle anderen, insbesondere Frontmann Justin Sullivan, geben sich ungewohnt wortkarg, dafür spielerisch stark. Hier steht heute nur die Musik im Vordergrund. Völlig ohne Druck, wohl auch weil kein neues Album im Mittelpunkt der Setlist steht, spielen sie eine Art „Best-Of“ für die Fans. Klassiker wie „51st State“ oder „Green And Grey“ kommen überraschend früh, waren diese in den letzten Jahren doch eher die Rausschmeisser. Auch an den Arrangements haben die Jungs gefeilt. Alle dargebotenen Songs klingen etwas härter, streckenweise werden drei Gitarren eingesetzt. Schön ist auch zu hören, dass einige alte Klassiker wie „Stupid Questions“ oder „Purity“ wieder ins Programm zurückgefunden haben – andere mussten weichen. Alles in allem findet bemerkenswert wenig aussermusikalische Interaktion zwischen der Band und den Zuschauer statt. Einzig das auf die Schultern oder Hände stellen und eine zu den Songs passende Arm-Choreografie zu fabrizieren, ist ein vertrautes Bild. Dennoch war die Show 2011 unausgewogener, New Model Army kamen damals zu spät und wirkten müde und genervt. Der Auftritt in diesem Jahr hingegen darf gemeinsam mit dem Doppelkonzert von 2010 als einer der besten New Model Army-Gigs der letzten Jahre bezeichnet werden. Und Justin Sullivan verspricht am Ende des Sets sogar ein neues Album. Songs hieraus sind eventuell am 21.12.2013 zu hören. Dann steigt es aller Voraussicht erneut, das Weihnachtskonzert im Palladium.
Foto: Jan Rombout
Setlist Slime:
Wir geben nicht nach
Schweineherbst
Sich fügen heißt lügen
Alle Gegen Alle
Alptraum
Zu Kalt
Gewalt
Zum Kampf
Störtebecker
Rebellen
Der Tod Ist Ein Meister Aus Deutschland
Seenot
Brüllen Zertrümmern Und Weg
A.C.A.B.
Linke Spießer
Religion
Legal Illegal Scheissegal
Deutschland
Setlist New Model Army:
Frightened
The Charge
Brave New World
51st State
March in September
Flying Through the Smoke
States Radio
Red Earth
Spirit of the Falklands
Today Is a Good Day
Green & Grey
1984
The Hunt
No Rest
High
225
Fate
Stupid Questions
Wonderful Way To Go
Get Me Out
Purity
The World