Aus leichtem Prasseln wurde Plätschern und kein Ende scheint in Sichtweite zu sein. Der 17. Ausgabe des Orange Blossom Special (kurz OBS) hat Hermes der Wetterbote für den ersten Tag leider keine frohe Botschaft übermitteln können. Ein unverhofftes Szenario, welches sich kein Veranstalter wünscht, zumal bei einem Festival die Launen aller Anwesenden stark wetterabhängig sind. Die gute Laune hat sich dennoch keiner vermiesen lassen. Im Gegenteil. An alle Daheimgebliebenen, lasst euch gesagt sein: Ihr habt echt was verpasst.
Als kleiner Einschub für alle OBS-Neulinge folgt diese kleine Notiz. Das ganze Spektakel ereignet sich in Beverungen, einem idyllisches Örtchen direkt an der Weser, das gerade dazu einlädt dort das gesamte Pfingstwochenende über zu verweilen. Nicht nur ein schöner Schauplatz, sondern auch ein ganz hübsches Line-Up, welches das hauseigene Label Glitterhouse Records für die etwa 1800 angereisten Besucher in diesem Jahr aufgestellt haben.Wer denkt, dass sich seit den letzten Jahren nicht viel verändert hat, liegt falsch. Das Gelände ist nun größer, demnach gibt es nun mehr Platz für Würstchen- und Bierbuden. Ansonsten ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Tatsache, weshalb das OBS so einzigartig ist, sind seine Besucher; daran hat sich auch in diesem Jahr nichts geändert.
Angefangen beim Glitterhouse-Fanclub und Ortsansässigen, bis hin zu weitgereisten jungen Festivalisten und Altrockern mit Familienanhang, die sich neben der musikalischen Komponente einen schönen Kurzurlaub versprechen, ist wirklich alles dabei. Man staunt nicht schlecht darüber, welch ein friedvolles Miteinander dort herrscht. Ebenso verhält es sich auch auf der Bühne. Kein Kräftemessen und Gerangel darum, wer mehr Massen und Applaus anzieht, sondern vielmehr findet man Bands vor, die nach langen Studioaufenthalten geradezu brennen, endlich wieder auf der Bühne zu stehen. Und das sieht man ihnen an.
Eindrücke vom Orange Blossom Special:
Evening Hymns ist der Opener am Freitag. Das Projekt von Jonas Bonnetta ist wunderschöner Canadian Indie-Folk mit traurigem Hintergrund, da seine Lieder u.a. von seinem verstorbenen Vater erzählen. Abgelöst wird der Wahlkanadier durch Steaming Satellites und Treetop Flyers. Letztere sind absolute Newcomer: Die Engländer, die erst im April ihr Debutalbum veröffentlicht haben, sind schon jetzt in diesem Sommer auf sämtlichen Festivals in England anzutreffen. Ihr Sound ist Folk-Rock und pathetisch ausgedrückt: Weststaaten-Rock-Nostalgie der späten sechziger Jahre, wie es nach eigenen Angaben heißt. Eine gute Darbietung wird einem geboten, trotz strömendem Regen, der die „Fighter in the Rain“, wie Frontsänger Reid Morrison alle noch Anwesenden nennt, dennoch nicht davon abhält, seiner Musik zu folgen.
Man muss im wahrsten Sinne mit allen Wassern gewaschen sein, um dieser schlechten Wetterlage zu begegnen. Und auch hier haben die Veranstalter an wirklich alles gedacht. Es gibt ausreichend Unterstellmöglichkeiten, die zeigen, dass man sich für alle Eventualitäten abgesichert hat. Auf Nummer sicher ist man allerdings auch beim letzten Act des Abends gegangen. Um 22:30 Uhr betreten Slim Cessna’s Auto Club, die dem eigenen Label zugehörig sind, die Bühne. Diese standen auch schon im vorletzten Jahr auf genau derselben Bühne. Die Band bestehend aus David Eugene Edwards, Jeffery-Paul und Jay Munly spielt ein bunt gemischtes Repertoire aus Country-Blues, Gothabilly und Südstaaten Gospel. Musik, die bei vielen Mittvierzigern ankommt, dennoch musikalisch ein wenig aus dem musikalischen Raster der Running Order fällt. Allerdings – und das muss man ihnen zugestehen -, sorgen die Amerikaner für einen sehr stürmischen und prägenden abendlichen Abschluss, weshalb man sich aus dieser Stimmung heraus umso mehr auf den Verlauf der nächsten Tagen freuen kann.
Mehr zum Orange Blossom Special Festival
Fotos: Juli L.
Und hier geht’s zum 2. Tag und zum 3. Tag des Orange Blossom Special Festivals!