So gehypt Prag anfangs wurden – natürlich auch durch die Prominenz Nora Tschirners stark gefördert – und ihr Debut PREMIERE in den Medien Beachtung fand, desto schneller flachte das Interesse auch wieder ab. Zum einen besteht Prag eben nicht nur aus Promis, sondern hat mit Tom Krimi und Erik Lautenschläger zwei unbekannte Mitstreiter und zum Anderen ist der Sound Prags mit einem Mix aus Chanson, Pop, Jazz und Country durchaus spezieller Natur und nicht unbedingt hitverdächtig oder gar Chartstürmer schlechthin. Das mag die Erklärung sein, dass die Werkstatt an diesem Abend nur spärlich gefüllt ist. Dafür ist es auf der Bühne umso voller, als Prag ihren Gig beginnen und wer jetzt denkt, dass es ohne Support und die Hauptband nur mit einem Album am Start ein kurzes Konzert werden würde, der irrt. Runde zwei Stunden stehen insgesamt zehn Musiker auf der Bühne der Kölner Werkstatt und unterhalten das Publikum prächtig. Eine schwangere Tschirner steuert mehr zum Entertainment als zur Musik bei und ihre Kumpane geben sich im Gegensatz eher zugeknöpft, glänzen aber dafür an ihren Instrumenten und mit ihrem Gesang. Diese Mischung ist wohl das Rezept, was sich Prag und Band für ihre Tour überlegt haben. Tschirner erzählt ausschweifend und punktet mit Wortwitz, Charme und Schabernack während Streicher, Bläser, Schlagzeug, Bass, Xylophone, Gitarren und Gesang sich auf ihre Künste besinnen und durch ihr Wirken eher ein Jazzlokal-Feeling aufkommen lassen. Dafür werden die eben erwähnten Genres gut durchgemischt und exzellent dargeboten, so dass für alle was dabei ist. Und das geht auch noch auf, denn anfangs wirkt das Kölner Publikum abwartend und reserviert, jedoch versprühen alle Musiker ihren eigenen Charme, so dass das sehr bunt gemischte Publikum recht zügig auftaut und sogar in den vorderen Reihen zu tanzen beginnt. Im Mittelpunkt von Tschirners Anekdoten und Slapstick steht ein Stuhl, der ihr für den Fall der Fälle bereitsteht, den sie aber lieber songweise an die Zuschauer verteilen möchte. Das verstärkt das Miteinander und ist ein Ausdruck dafür, dass Band und Fans sich mögen und wohlfühlen. Bei viel Gerede schaffen es Prag trotz allem, nicht zu übertreiben und 19 Songs zu präsentieren und mit einem beeindruckenden Kanon der Besucher zu „Schicht im Schacht“ einen tollen Schlusspunkt zu setzen.
Leisetreter
Zeit
Sie ham’s ja so gewollt
Sophie Marceau
Zweiter
Einfach
Ende
Wieder gut
Warten
Vögel
Und jeder hält die Luft an
Drehbuch
Bis einer geht
Einfach ist gar nichts
Argumente 1000fach
Einkauf (Z)
Kein Abschied (Z)
Wenn schon sterben (Z)
Schicht im Schacht (Z)
Fotos: Kirsten Otto
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