Mumford and Sons sind nicht so bekannt. Naja, das denken sie zumindest. In Wirklichkeit hat dieser folkige Vierer mit dem Song „Little Lion Man“ einen Smash-Hit gelandet und spielt am laufenden Band in ausverkauften Häusern. Unzählige Male blickt Sänger Marcus Mumford das Publikum an diesem Abend absolut ungläubig an, überwältigt davon, dass jedes einzelne Wort mitgesungen wird.
Mit typisch Britischem Witz und Charm machen sich die Engländer die kalte Nacht zu eigen und verwandeln sie in einen heißen Sommertag mit vielen tanzenden und stampfenden Füßen. Gitarrist/Banjo-Spieler Winston sorgt für heitere Stimmung, indem er jedes deutsche Wort ausprobiert, welches er während der fünftägigen Deutschlandtour aufgeschnappt hat. Auch als ihm, wie er sagt, zum ersten Mal eine Saite reißt und er sich leicht verzweifelt nach seinem Tourmanager umschaut, der anscheinend ausgerechnet in so einem Moment unauffindbar ist, bedenken ihn die Zuschauer mit einem herzlichen Lachen.
Die Highlights des Abends sind das zauberhafte „Awake My Heart“, das herzzerreißende „White Blank Page“ und der mit Abstand akustistischte Akustik-Song (ohne Mikrophone!) „Sister“, bei der Marcus aufgrund der andächtigen Stille im Gebäude 9 doch glatt kurzzeitig den Text vergisst. Jedes Bandmitglied darf dann auch mal an den Drums Platz nehmen, aber Frontmann Marcus übertrifft wirklich alle, als er bei „Dust Bowl Dance“ vor lauter unbändiger Energie fast das Schlagzeug zerlegt. Diese Energie verzaubert vor allem auch dann, wenn der Multiinstrumentalist zusätzlich zum Singen und Gitarre spielen mit den Füßen die Bassdrum und einen Schellenkranz bearbeitet.
Der Beweis dafür, dass es ein unglaubliches Konzert war, ist eine grölende Menschenmenge die unter zehnminütiger Standing-Ovation eine zweite Zugabe fordert. Leider sind die Mumfords schon im Backstage verschwunden und konnten das Gejubel wahrscheinlich nicht mehr hören.