Bilder sagen bekanntlich mehr aus als 1000 Worte. Beim Konzert am letzten c/o pop-Tag ist es anders, da es auch ohne Bilder auskommt. Wesentlich effektvoller ist hingegen der Klangbeitrag, der an dieser Stelle – und das sei uns verziehen – nicht mitgeliefert werden kann. Scheinbar schwerelose Gitarren- und nachhallende Synthieklänge zeigen bis heute ihre Nachwirkung. Man ist verzaubert und fühlt sich schwerelos. Die Band Efterklang ist für diesen leicht verwirrten Wesenszustand hauptverantwortlich.
Es ist eine große Ehre und Aufwand zugleich, in einer Philharmonie ein Konzert auszutragen. Zugegebenermaßen sind die Dänen darin geübt, ihren elektronischen Indiesound in großen Auditorien und Konzertsälen zu arrangieren. Allerdings stellt auch jede neue Location eine große Herausforderung dar. Man muss im Saal auf alles gefasst sein und jeder Handgriff muss sitzen, da die Ruhe im Saal in einigen Momenten schon fast erschreckend und ehrlich zugleich ist.
Glatt könnte man meinen, dass ein Schauplatz, an dem sonst eher bevorzugt klassische Konzerte stattfinden, kein Platz für Jubelrufe und Gelächter ist. Falsch gedacht. Es gibt genug humoristische Ansätze während des Konzertes, in denen man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Zum Beispiel in jenem Moment, als der Gitarrist die Wendeltreppe zur Orgel hochmarschiert und zwischen den Pfeifen hervorlungert, um lauthals seinen Gesangspart beizusteuern. Oder auch dann, wenn in einem Moment völliger Stille ein Warnsignal am Notebook auftaucht, sodass sich bei diesem außergewöhnlichen Fauxpas keiner einen Lacher entgehen lassen kann.
Ebenfalls besonders ist die Erscheinung des Frontsängers Casper Clausen. Dieser strahlt nicht allein mit seinem orangefarbenen Jackett samt schwarzer Fliege eine besondere Aura aus, sondern vielmehr durch seine eindringliche Gesangsstimme, die in dem großflächigen Auszug aus ihrem aktuellen Album PIRAMIDA sowie den Vorgängeralben gekonnt zum Ausdruck gebracht wird. An dieser Stelle gilt das Lob auch der Sängerin Katinka Fogh Vindelev. Ihrer lieblichen Sopranstimme muss eine klassische Ausbildung zugrunde liegen, denn sonst hätte man bei diesen fast schon schwindelerregenden Höhen nicht die Kontrolle behalten können. Sie ist zusammen mit dem Schlagzeuger und Gitarrist ein Mitglied des sogenannten Livesession-Ensembles der Band, die bei größeren Auftritte aushelfen. Im Grunde ist es unvorstellbar, dass ein annähernder Klang ihrer Songs mit nur drei Musikern erreicht werden kann. Schließlich entsteht aus der Kombination aller Instrumente und verschiedenen Gesangsstimmen ein angenehmer und pointierter Klang, der besonders bei den großen Hits des Abends „Apples“ und „Black Summer“ zum Vorschein kommt. Einige Titel am Abend beinhalten einen ungewöhnlich ausgedehntes Intro, sodass man zunächst nur erahnen kann, welcher Song als nächster folgt. Allerdings bietet es sich an, den Hall im Raum so lange wie möglich einzufangen und jeden Song so auszuschmücken.
Ihr Einsatz wird belohnt. Lauter Jubel und Beifall ist Auslöser für eine Zugabe, der im Anschluss mit Standing Ovations gedankt wird. Der beinahe schönste Moment am Abend. Zugleich ist es auch entzückend, zum Ende hin in die glücklichen Gesichter jedes Bandmitglieds blicken zu dürfen.
An dieser Stelle ist ein Dank auszusprechen, dass es im Rahmen der c/o pop in diesem Jahr wieder möglich gewesen ist, ein Konzert in eine so beeindruckende Location zu holen. Ein toller Abschluss für ein Festival, das für die Stadt Köln und Kultur sehr wichtig geworden ist, da es eines der wenigen musikalischen Festivals ist und auch hoffentlich in Zukunft bleibt. Also dann, bis zum nächsten Jahr c/o pop.
Foto: Rasmus Weng Karlsen
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