Drei Tage Elbindustrie mit magischer Lasershow, guter Musik und Bier, das vermeintlich aus Plastikbechern wächst. Von alledem gibt es reichlich. Dennoch liegen Freude und Trauer bekanntlich dicht zusammen. Das Dockville Festival ist vorbei und die Festivalsaison neigt sich Ende August schon dem Ende zu. Dennoch kann man sich getrost auf die drei Tage zurückbesinnen und die erlebnisreichen Gedanken mit ins Jahr 2014 nehmen. Es dürfte ausreichend Erlebnisfülle vorhanden sein. Vieles hat sich seit dem letzten Jahr verändert. Dockville, du bist groß geworden!
Das ausverkaufte Festival wird in seiner siebten Ausgabe von rund 25.000 Besuchern aufgesucht, die sich auf 20 Hektar nach Herzenslaune ausbreiten können. Lange Fußwege müssen dabei nicht zurückgelegt werden. Selbst vom angrenzendem Campingwäldchen sind es nur wenige Schritte bis vor die Vorschot, die nur eine der sechs Bühnen ist. Ein wirklich tolles Gelände, das sich dank zahlreicher Installationen und Kunstwerke vom MS Kunstcamp (Motto: „Unkraut“) in diesem Jahr von seiner schönsten Seite zeigt. Ein hölzerner Schwan auf dem Gelände erstrahlt quasi ungewollt erst gegen Ende des Festivals. Das ist jener Zustand, wenn sich das Wetter entgegen aller Erwartungen von seiner sehr unschönen Seite zeigt. Das Motto „Unkraut“ lässt sich hingegen nicht auf das diesjährige Line-Up zurückführen, welches mit 130 internationalen Bands, vielfältiger Genre und DJs weder klein geraten, noch missraten ist. Allerdings lässt sich die Intention, wie es Susanne Schick, Leiterin des Kunstcamps ganz treffend formuliert, auf das musikalische Arrangement der drei Tage übertragen. Das zentrale Anliegen sei es, „die Grenzen zwischen Kunst und Leben aufzuheben und einen gemeinschaftlichen Prozess anzustoßen“.
Den Anfang machen nach Schmidts Kater am Freitag die Norweger Toy. Man mische Synthpop mit Psychedelic und fügt eine softe Gesangsstimme hinzu. Ein in sich ausgeklügelter Sound, der leider kein elektronischer Staubfänger zu sein scheint, da nur wenig Besucher zu diesem Zeitpunkt das Gelände aufgesucht haben. Milky Chancereißen knappe zwei Stunden später das Ruder um. Immerhin erhält man den Eindruck, dass bis dato alle angereiste Besucher sich vor der Bühne versammelt haben, um ihm, seiner Gitarre und seinem Begleiter an den Turntables Gehör zu leisten. Seine Songs klingen instrumentell leicht abgewandelt. Kein Wunder, denn es ist kein leichtes Unterfangen 40 Minuten Spielzeit zu füllen, wenn man bis jetzt nicht so ein riesiges Songrepertoire mitbringt. Dennoch steckt die Freude des jungen Aacheners an. Es ist ein ehrliches Lächeln.
Bleibt man bei den guten Dingen des Abends, dürfen die Interpreten MØ, The Lumineers und Foals natürlich nicht fehlen. Parallel zu diesen drei genannten Acts reiht sich ein zugegebenermaßen nicht sehr ausgefeilter Programmpunkt ein. Wo man nur hinschaut, sprengen MC FittiPlakate jegliche Außenwerbungsflächen, jedoch wird der Hype um diese Person mit einer solchen Primetime Platzierung im Running Order überstrapaziert. Die Stimmung ist zwar gut, nur über seine Songs und Texte lässt sich bekanntlich streiten. Die Orsons als nächster Hip-Hop Act des Abends beweisen, dass diese ausgefeiltere Satzverknüpfungen verwenden können. Die HipHop-Kombo schafft es, sich vom zeitgleichen Rockbeitrag der Foals abzuheben und ausreichend Besucher anzulocken. Geschenke gibt es obendrein auch noch. Von Bandseite werden Knicklichter verteilt und im Gegenzug werden diese mit einer Tomate beworfen. Das ist unschön, wird den Künstlern keinesfalls gerecht und verärgert noch dazu.
Einen viel großartigeren Moment erleben hingegen The Lumineers. Sänger Wesley Schultz wagt den Schrittt in die Menge, fiedelt was das Zeug hält und scheint diesen Umstand sichtlich zu genießen. „The Submarines“ und der Klassiker „Ho Hey“ lösen bei den Besuchern gleichermaßen viel Freude aus. Imposant geht es mit dem Headliner des Abends weiter. Vierzig Minuten später, gegen 22:40 Uhr stehen Foals auf der Bühne. Mit neuen Songs im Gepäck, die sie sehr gut in einer Stunde Spielzeit unterzubringen wissen, hauen die fünf Engländer alle Songs raus, die sie groß gemacht haben. „Balloons“ ertönt allerdings erst unmittelbar vor Ende. Farbenfroh wird das kulturelle Treiben auf den Bühenn ab dann fortgesetzt. Das Line-Up mit Alle Farben, Baauer und Wankelmut, die bis in die frühen Morgenstunden auflegen, verschaffen eine süßliche Perspektive auf das, was in den nächsten zwei Tagen bzw. schon nach 9 Std. und 40 Minuten folgen wird. Ein ausgefeiltes Programm mit zahlreichen DJ-Sets, Kunst am und auf dem Gelände. Dank der Kleiderkreisel-Truppe lernt man, auch auf diesem Festival etwas mutiger zu sein und sich zu mehr Farbe, Federn und Schmuck zu bekennen.
Aktuelle Pressebilder vom Freitag: