Dave Stewart wurde weltbekannt, als der männliche Part des Synthie-Pop-Duos Eurythmics, das ihre größten Erfolge in den 80ern feierte und sich Ende der 80er trennte. 1999 raufte man sich für ein Album und eine Tour nochmals zusammen.
Solo machten beide durchaus erfolgreich weiter und Stewart gelangen mit „Lily Was Here“, „Jack Talking“ oder „Heart Of Stone“ durchaus Achtungserfolge. Doch obwohl die letzten Alben von den Kritikern teils hochgelobt wurden, blieb ihm die große Aufmerksamkeit verwehrt. Das ist wohl mit einer der Gründe, warum zum Start des Supports die Kölner Kantine nur spärlich gefüllt ist. Ein weiterer könnte sein, dass das neueste Werk LUCKY NUMBERS gerade mal einen Tag in den Läden steht. Das Vorprogramm bestreitet niemand Geringeres als die Österreicherin Saint Lu. Kritiker und Presse tauften die Wahlberlinerin Alpen-Anastacia und das trifft den Sound ihrer Stimme ganz gut. Ihre Musik kommt sehr rau daher und ist geprägt von Blues-, Country- und Souleinflüssen. Saint Lu als Frontfrau zieht alle Register, spielt einige Nummern inmitten des Publikums und rennt sowohl Bühne als auch Halle auf und ab. So ein Energiebündel kommt zwar meist gut an, ist allerdings nicht jedermanns Sache. So wirkt das Ganze mitunter stellenweise doch etwas hektisch, überdreht und dadurch deplatziert.Saint Lu kann aber auch anders. Sie bleibt dem Publikum erhalten, denn nach ihrem Gig singt sie bei Dave Stewart im Background und übernimmt bei einigen Songs die Hauptstimme.
Der Umbau geht fix von statten und Dave Stewart kommt auf die Bühne. Cool und lässig spielt er feinsten Bluesrock und hat neben der üblichen Band 4 Sängerinnen am Start, von denen neben Saint Lu zwei besonders herausstechen: Die Eine ist Vanessa Amorosi und selbst ein kleiner Star im Musikgeschäft, die Andere steckt wahrlich in den Kinderschuhen, braucht sich aber vor den Großen nicht zu verstecken. Gerade mal 13 Jahre alt ist Kaya Stewart und Papas ganzer Stolz. Das Mädchen hat den Blues, den „Dreck“ in der Stimme um die Songs mit dem Sound von Nashville mit Druck zu transportieren. Und so singen Stewart und die Mädels hauptsächlich Stücke aus den drei letzten Alben, die stilistisch ähnlich aufgebaut sind und nach Südstaaten klingen, ohne die Eurythmics-Ära zu vergessen. Hier hat Saint Lu ihren großen Auftritt als Hauptstimme bei „Here Comes The Rain“ und weiß zu glänzen. „Sweet Dreams“ singt Dave selbst und lässt sich nur unterstützen, doch die Variante des Songs funktioniert auch mit ihm am Mikro. Das Publikum ist überwiegend älteren Semesters, das in den Songpausen ordentlich applaudiert, sich aber sonst eher zurückhält. Zum Finale rücken die vier Sängerinnen erneut ins Rampenlicht, denn alle performen gemeinsam den Eurythmics-Klassiker „Sisters Are Doin‘ It for Themselves“. Ein starkes Ende für ein tolles Konzert, welches sich auf höchstem musikalischen Niveau abspielte. Einzig das Entertainment in Form von Small Talk, zum Besten gegebenen Anekdoten oder Interaktion fällt gering aus, was bei einer maximal bis zur Hälfte gefüllten Halle allerdings nicht sehr ins Gewicht fällt.
Setlist:
So Long Ago
Drugs taught me a lesson
Magic in the Blues
Heart of Stone
Beast Called Fame
I Need a Man (Eurythmics)
How to ruin a romance
The kiss of your life
What the world
I’ve got a life
What’s wrong with me
Here Comes the Rain Again (Eurythmics)
Jelaous
Every single night
The Gypsy Girl and Me
Missionary Man (Eurythmics)
Would I Lie to You? (Eurythmics)
Sweet Dreams (Are Made of This) (Eurythmics)
Shakin what my momma gave me
Sisters Are Doin‘ It for Themselves (Eurythmics)
Fotos: Julia Laacks
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