Foto: Presse/Steve Gullick
Während draußen der Karneval wütet, gibt es auch mitten im Herzen von Köln ruhige Zufluchtsorte, die Kulturkirche in Nippes als Beispiel.
Hier tritt heute Mark Lanegan – vor allem bekannt als Frontmann der Screaming Trees– mit einer exzellenten Band auf, die Songs und viele Coverversionen im akustischen Gewand spielen wird. Doch zwei seiner Bandmitglieder werden zuvor als Support fungieren.
Lyenn bietet ganz sanfte Singer-/Songwritermusik, die er mit meist zupfender Gitarre untermalt. Mit hoher Stimmlage erinnert dieser ein wenig an Chris Isaak oder Mads Langer, stilistisch werden also eher süßliche Balladen mit Hang zum Kitsch geboten. In die andere Richtung geht Duke Garwood. Dunkle Stimme, nuscheliger Gesang und deutlich mehr Folk und Westernfeeling in den Melodien, so dass man sich mit fortschreitender Dauer des Sets an Mark Knopfler erinnert fühlt. Beide Künstler meistern ihre Gigs gut, sind ein Kontrast zueinander und passen doch zu diesem Abend.
Ohne große Umbaupause kommen dann Mark Lanegan sowie fünf weitere Musiker auf die Bühne. Neben Cello, Geige und Bass kommt eine weitere Gitarre zum Einsatz, auf ein Schlagzeug wird gänzlich verzichtet. Dadurch bleibt es sanft und leicht und die dunkle Stimme Lanegans hat etwas Beruhigendes. Das Publikum lehnt sich auf den Kirchenbänken zurück und genießt und auch er bleibt wortkarg. Hier liegt in der Ruhe und dem akustischen Gewand die Kraft, was und welche Songs gespielt werden, gerät dabei zur Nebensache. Traditionelle Songs wie „The Cherry Tree Carol“ Frank Sinatras „Pretty Colours“, Nancy Sinatras „You Only Live Twice“ oder gar Bertolt Brechts „Moritat von Mackie Messer“ reihen sich aneinander und klingen bei Lanegans Gesangsstil und Interpretationsgabe alle absolut zeitgemäß und auf hohem Niveau.
Generell bemerkenswert ist, wie Marc Lanegan seine unterschiedlichen Seiten auslebt, an manchen Tagen ist er bei Stoner-Rockern wie Queens Of The Stone Age zu Hause und an diesem Abend in der sanften Soul- und Bluesecke. Tolles Konzert, schöne Kulisse, prima Künstler, schöner Abend. Manchmal kann schlicht so genial sein.
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