Midlake sind eine jener Bands, die ihre Fans nicht enttäuschen. Das habe sie nicht nur auf THE TRIALS OF VAN OCCUPANTHER gezeigt, nein, der Ruf, eine ausgezeichnete Band zu sein, wurde mit THE COURAGE OF OTHERS zementiert, für die Ewigkeit in Vinyl geschnitten. Ein Album, an dem sich kommende Generationen von Folkmusikern messen müssen, ein Album, das die Stärken der wichtigsten englischen Folkrockbands der 1970er Jahre vereint: Stille Einkehr, hymnische Gesänge und ein unglaublich warmer Klang. Doch dann geschieht das unfassbare: Tim Smith, Songwriter und dank samtener Honigbärenstimme Zentrum der Gruppe, ist zunehmend unzufrieden. Seine Suche nach dem perfekten Sound scheint (für ihn!) vergebens, er entscheidet sich fortan, allein auf die Suche zu gehen und seine Freunde nicht länger zu behindern. Zwei Jahre harte Arbeit sind umsonst, die Aufnahmen werden eingemottet, es entstehen neue Songs. Eric Pullido, ehemals Gitarrist und Backgroundsänger, übernimmt den Gesang. Es ist ein glücklicher Zufall, dass er beinahe so klingt wie sein Vorgänger, lediglich einige Tupfer der Smith’schen Wärme fehlen ihm.
ANTIPHON ist trotz des Wechsels, trotz der neuen Songwriter ein Triumph. Der wenig überzeugende Titeltrack legt die falsche Fährte, doch spätestens mit dem Einsetzen der vertrauten Querflöte in „Auroras Gone“ wird der Hörer versöhnt. Für den Rezensenten der prägende Moment des Albums, der den Tonträger in zwei Hälften spaltet: Jugend und Alter. Hier kippt die Stimmung in jene Düsternis, die bereits den Vorgänger auszeichnete. Hier wird ganz besonders deutlich, dass Midlake mehr sind, als nur die Begleitband von Tim Smiths. Denn − Hand aufs Herz − Midlake wurden auch immer durch das fantastische, vom Jazz beeinflusste Schlagzeugspiels McKenzies Smiths‘ geprägt.
Midlake hätten auf ANTIPHON sehr viel falsch machen können. Der Entschluss, Vergangenheit und Zukunft miteinander zu verbinden, war richtig, führte zum verdienten künstlerischen Erfolg. ANTIPHON wird so zum zweitbesten, sehr meisterlichen Album der Dentoner Band. Und trotzdem sind wir gespannt, was Tim Smith jetzt mit seiner neuen Band Harp anstellt …
Ohr d’oeuvre: Das Triptychon aus Vale / Auroras Gone / Ages
VÖ: 02.11.2013; Pias [Cooperative]/ Bella Union
Tracklist:
01. Antiphon
02. Provider
03. The Old And The Young
04. It’s Going Down
05. Vale
06. Auroras Gone
07. Ages
08. This Weight
09. Corruption
10. Provider Reprise
Gesamteindruck: 9/10
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