Bislang musste man die bayerische Hauptstadt München nicht unbedingt als Brutstätte für innovativen Elektropop auf dem Zettel haben – jener Art von Elektropop, der durchaus internationalen Charme transportiert. Claire haben genau dies geschafft: Ihr Debütalbum THE GREAT ESCAPE klingt nach großer weiter Welt. „Post-Pop“ nennen die vier Herren und eine Dame ihre Musik und gehören mit Chvrches zu den absoluten Genre-Gewinnern in diesem Jahr.
„Broken Promise Land“ eröffnet das Album, eine klassischen Synth-und Electro-Pop-Nummer mit schmissigem Refrain, der nach Aufbruch und Verheißung klingt. Das darauffolgende „Games“ kommt anfangs recht unschuldig daher, spätestens beim dritten Song „Pioneers“ beweisen Claire dann allerdings, welch feines Gespür sie für Arrangement und Melodieführung von Popsongs besitzen. Dabei bedienen sich die Produzenten Matthias Hauck, Nepomuk Heller und Florian Kiermaier stilsicher eines weitgefächerten Repertoires verschiedener Einflüsse aus den 80er-Jahren. Abgerundet werden die 13 Kompositionen durch die leicht wehmütig klingende Stimme von Sängerin Josie-Claire Bürkle, die THE GREAT ESCAPE Tiefe und Emotionalität verleiht. Hier und da schimmern Bands wie The Human League oder Hurts durch und das schnittige „Overdrive“ könnte auch sehr gut aus der Feder von Roisin Murphys stammen – dennoch verstehen es Claire bei all den verwendeten Zitaten frisch und eigenständig zu klingen.
Die zweite Hälfte von THE GREAT ESCAPE schwächelt an einigen Stelle, was aber nicht weiter ins Gewicht fällt, durchzieht dieses Album doch eine ungewöhnliche und fesselnde Homogenität. Unterm Strich macht der angenehme Minimalismus THE GREAT ESCAPE zu einem echten Gesamtkunstwerk.
Ohr d‘oeuvre: Games/ Neon Love/Overdrive
VÖ: 27.09.2013/Universal
Tracklist:
01. Broken Promise Land
02. Games
03. Pioneers
04. The Next Ones To Come
05. Neon Love
06. Overdrive
07. Invincible
08. Hallowed Ground
09. A Million Drums
10. The Great Escape
11. In Two Minds
12. Roll Down Run South
13. Resurrection
Gesamteindruck: 8/10
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