Auf LIBERTATIA tauschen Ja, Panik die Schwere und Innerlichkeit des Vorgängeralbum DMD KIU LIDT gegen eine tanzbare, extrovertierte Leichtigkeit aus – immer im Wissen, dass eine solche erschöpft einschlafend im Taxi enden kann.
Eine neue Lust auf Revolte oder Selbstbefreiung ergänzt als zusätzliches Leitmotiv das ständige Unterwegssein mit den zufälligen Treffen, den zu langen Nächten, dem Ankommen und sich Verabschieden. Musikalisch bewegen sich Ja, Panik weg von der Liedermacherei hin zum 80ies Gitarrenpop und New Wave. Ein wenig erinnern sie dabei an die späten Blumfeldplatten. Vom Songwriting her wirkt LIBERTATIA wie die durchdachteste Platte der zwischenzeitlich zu einem Trio geschrumpften Gruppe. Eine neue Refrainlastigkeit macht die Scheibe vom ersten Hören an wesentlich eingängiger als den Vorgänger, allerdings ist es eine große Kunstfertigkeit und ihre Stärke, dass sich mit jedem Durchlauf neue Zitate, neue Aspekte eröffnen. Bass und Schlagzeug haben die Regie übernommen, was in den besten Momenten von LIBERTATIA einen tanzbaren Soul erschafft, dem man sich nicht entziehen kann.
Was für viele Musikkonsumenten gewöhnungsbedürftig bleiben dürfte, ist der arrogant-entspannte Gesang von Andreas Spechtl, der nahezu das komplette Album durchzieht. Verlassen wird diese vermeintlich überhebliche Haltung im Wesentlichen, wenn die visionären Momente im Vordergrund stehen – wenn es nicht um die eigene Befindlichkeit geht, sondern die Abgrenzung zu den Anderen, um den ultimativen Aufruf zur Tanzrevolte.
Ohr D’Oeuvre: Liberatia, Chain Gang, Dance the ECB
VÖ: 31.01.2014, Staatsakt
Tracklist:
01. Libertatia
02. Dance the ECB
03. Au Revoir
04. Post Shakey Time Sadness
05. ACAB
06. Chain Gang
07. Alles leer
08. Eigentlich wissen wir es alle
09. Radio Libertatia
10. Antananarivo
Gesamteindruck: 7/10
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