Der Name Karl Bartos allein sagt nur eingefleischten Fans etwas, bei den meisten setzt der Aha-Effekt erst ein, wenn Kraftwerk dazu erwähnt wird. Dabei war der ausgebildete Schlagzeuger immerhin von 1975 bis 1990 maßgeblich am Sound der Düsseldorfer Band beteiligt. Und auch sein Solowerk OFF THE RECORD aus dem Jahr 2013 erhielt sehr gute bis fantastische Kritiken.
Umso unverständlicher, dass die Live Music Hall nicht ausverkauft ist und die Leute es sich eher im hinteren Teil gemütlich machen. Ein zu gefühlt 80% männliches Publikum quer durch alle Altersschichten, welches auch optisch aus dem Rahmen fällt und gar nicht dem Durchschnitt entspricht, wartet bei hochfrequenten Tönen auf Bartos‘ Erscheinen. Drei große Panels deuten schon an, dass auch er nicht ohne Videoshow auskommt, auch wenn auf 3D-Brillen an diesem Abend gänzlich verzichtet wird. Um kurz nach acht betreten neben ihm auch zwei weitere Musiker – Mathias Black (links) und Robert Baumanns (rechts) die Bühne und zerstreuen sofort jeden Zweifel, dass keine Songs von Kraftwerk gespielt werden könnten. Allein zur Eröffnung gibt es reichlich davon, meist in englischer Sprache. „Numbers“ „Computerworld“ und dann bereits „Das Model“, dazu flimmern deutlich angestaubte Filme im Look der 60er und 70er Jahre im Hintergrund. Der Sound ist sehr gut, ebenso laut und dennoch: im Vergleich zu den Kraftwerk-Konzerten 2013 wirkt alles nicht ganz so rund und detailgetreu, wenngleich die Unterschiede minimal sind. Punkten kann Bartos auch mit eigenen Stücken wie „Atomium“ oder „Nachtfahrt“. Zu diesem bewegt er sich sogar von seinem Pult weg und wendet sich den Fans zu. Enthusiastische Partystimmung bleibt erwartungsgemäß aus, hier und da sieht man Leute tanzen und es wird natürlich Applaus gespendet, ansonsten lautet die Devise „genießen“. Nach rund 90 Minuten geht die Show mit einer starken Version von „15 Minutes Of Fame“ dann zu Ende.
Auch wenn es nicht so perfekt inszeniert war wie ein Kraftwerk-Konzert, so hatte es genau deswegen Charme. Und eine tolle Alternative zu Wetten, dass…? im TV war Karl Bartos an diesem Samstag allemal.
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