Ungewohnte Töne bei Broken Bells – Fehlanzeige. Wohl eher ein Understatement. Schließlich könnte man meinen, dass mit AFTER THE DISCO aufgrund der eingängigen Namensgebung des Albums nun ein 70s-Dancefloor-Hit den nächsten jagt. Neue Wege entstehen dadurch, dass man sie auch gehen will. Wirkliche Disco Boys waren die zwei Musiker noch nie. Sie sind viel mehr als das und eher vielfältige Allrounder.
Um einen Wandel überhaupt herbeirufen zu können, heißt es, dass wer hohe Türme bauen will, zunächst lange am Fundament verweilen muss. Den internationalen Grundstein haben James Mercer (The Shins) und Brian Burton – alias Danger Mouse und eine Hälfte von Gnarls Barkley in Person – seit ihrem Debutalbum 2010 gelegt und sind dabei nicht auf taube Ohren gestoßen. Ein Erfolgsgarant jagt seither den nächsten. Und nun haben sich die zwei nach einer dreijährigen kreativen Schaffenspause, in der beide ihre eigenen Ideen verfolgt haben, erneut zusammengefunden.
Besonders „Medicine“ und „Control“ sind vom Klangbeitrag und der Rhythmusästhetik zu 100% Broken Bells. Zugegebenermaßen versprüht „Holding On For Life“ hingegen ein Hauch Seventies-Feeling. Wobei eine grellere Stimme, ein griffiger Text und annähernde Dancefloorbeats alleine nicht ausreichen, um ein Tanzgemenge mit diesem Track hervorzurufen. Der Aufmacher „Perfect World“ ist hingegen tanzbarer denn je, kein Wunder bei der Wucht an Soundeinflüssen. Arrangiertes Synthie-Teilstücke mit treibendem Beat und lauschigen Textphrasen, die zugegebenermaßen keinen besonders hohen Intellekt erfordern.
AFTER THE DISCO ist mehr als eine belanglose Disco-Pop Nummer, wobei das Debut von Broken Bells weitaus mehr Früchte getragen hat. Dennoch endet der Discoabend mit den beiden Vollblutmusikern nicht in einem Fiasko. Viel eher wird hingegen die Afterhour eingeläutet, so dass man gespannt bleiben darf, welches Projekt als nächstes von beiden einzeln angegangen wird. Getreu dem Motto „Innovation statt Stagnation“. Immerhin ist es so, dass das noch nie dagewesene als besonders reizvoll aufgenommen wird. Fraglich also, ob es sinnvoll ist, sich ein weiteres Mal als Broken Bells neu zu erfinden. Mit ihrem jetzigen Album ist erst einmal ausreichend kreativer Input vorhanden.
Ohr D’Oeuvre: After The Disco, Medicine, No Matter What You’re Told
VÖ: 31.01.2014; Smi Col (Sony Music)
Tracklist:
01. Perfect World
02. After the Disco
03. Holding On For Life
04. Leave It Alone
05. The Changing Lights
06. Control
07. Lazy Wonderland
08. Medicine
09. No Matter What You’re Told
10. The Angel and the Fool
11. The Remains of Rock & Roll
Gesamteindruck: 7/10
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