Martin Gretschmann, Spezialist für Sampler und allerhand elektronische Spielereien ist seit 1998 ein nicht wegzudenkendes Mitglied bei The Notwist. Als die Acher-Brüder aus Weilheim ihn zu jener Zeit für ihr viertes Album ins Boot holen, verlassen sie damit den rein gitarrenlastigen Sound der Band und beginnen, den typischen Notwist-Stil zu formen, für den sie weltweit bekannt werden sollen.
SHRINK vereint Indie-Pop mit Elektronik und Jazz und hätte die Band eigentlich schon damals einem internationalen Publikum schmackhaft machen können, wäre ihr Überseelabel nicht pleite gegangen. Doch spätestens das ausgefeilte Pop-Album NEON GOLDEN verschafft der Band internationale Bekanntheit. Berühmt zu sein ist allerdings zu keinem Zeitpunkt erklärtes Ziel, stattdessen wird weiterhin musiziert, in zahlreichen anderen Projekten und Kollaborationen mit anderen Bands. Mit THE DEVIL, YOU & ME erscheint 2008 das nächste und vorerst letzte Album für geschlagene fünf Jahre.
Im November 2013 unterschreiben The Notwist schließlich einen Vertrag beim amerikanischen Kultlabel Sub Pop und veröffentlichen nun, 25 Jahre nach ihrer Gründung, mit CLOSE TO THE GLASS ihr siebtes und reifstes Album. Bei der Hälfte der Songs nimmt Martin Gretschmann eine sehr prominente Rolle ein. Er stapelt organische Beats bei „Signals“ aufeinander, dekonstruiert Drum’n’Bass im wunderbaren „Run Run Run“ oder beansprucht die Basslautsprecher bei „Close To The Glass“, dem tanzbaren Titeltrack des Albums. Das Lied „Kong“ erzählt die Geschichte einer Flut und von der Hoffnung, durch einem Superhelden gerettet zu werden. In seiner Leichtigkeit erinnert es an den Indierock der 90er Jahre und transportiert genügend Popappeal, um das Zeug für einen Sommerhit zu haben. „7-Hour-Drive“ hätte in dieser Form auch mühelos auf LOVELESS von My Bloody Valentine Platz gefunden. Auf CLOSE TO THE GLASS reiht es sich perfekt ein und erweitert die ohnehin breite Palette dieses Albums. Überhaupt liegt die Stärke von CLOSE TO THE GLASS in seinem Abwechslungsreichtum – einer Mischung aus intelligenten tanzbaren Liedern, melancholischen Instrumentalstücken und unprätentiösem Indie-Pop, wie ihn nur Notwist kreieren können.
CLOSE TO THE GLASS ist eine ausgewogene Sammlung von Liedern geworden, welche die Stärken aller vorangegangen Notwist-Platten in einem wirklich schönen Werk vereinen.
Ohr D’Oeuvre: Signals / Close To The Glass / Kong / Run Run Run / Lineri
VÖ: 21.02.2014; Sub Pop Records
Tracklist:
01. Signals
02. Close To The Glass
03. Kong
04. Into Another Tune
05. Casino
06. From One Wrong Place To The Next
07. 7-Hour-Drive
08. The Fifth Quarter Of The Globe
09. Run Run Run
10. Steppin‘ In
11. Lineri
12. They Follow Me
Gesamteindruck: 8/10
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