Der erste Eindruck ist gar nicht wirklich Programm: Düster, ja fast bedrohlich präsentiert sich die Synthiemelodie des Openers „Wanderlust„. Dabei ist PRESENT TENSE, das vierte Album der Wild Beasts, alles andere als eine obskure Angelegenheit. Nachdenklich vielleicht, aber voll versteckter Raffinessen und sanfter Melodien inmitten breiter, tiefer Synthesizerflächen. Ein Jahr Pause vom Tourleben haben sich die Briten für den Nachfolger ihres UK-Top20-Erfolgs SMOTHER selbst verordnet; eine Zeit der Selbstfindung mit engen Proberäumen und verrückten Mitnutzern, wie sie gerne erzählen. Erstmals seit ihrem 2008er Debüt LIMBO PANTO. Ein Jahr, in dem sie ausführlich an ihrem Sound feilen und ihn ohne Tourstress weiterentwickeln konnten.
PRESENT TENSE handelt – der Name lässt es schon erahnen – vom Hier und Jetzt. Beziehungsweise dem Leben darin, in Form lyrisch ausgefeilter Texte über Gefühle und Träume. Passend dazu bringen Wild Beasts Midtempo-Synthiepop in seinen schönsten, mitunter melancholischen Facetten abseits von Dancefloor-Tralala auf den Teller. Mal klingen sie ähnlich verspielt wie The xx, nur ein Stück wärmer, direkter und melodiöser. Dann wiederum packen sie feinsten Indiepop aus, wahlweise mit der leicht an Tom Smith (Editors) erinnernden Baritonstimme von Tom Fleming und auch gerne mit der getragenen Falsettstimme des Bandgründers Hayden Thorpe, oder huldigen den unsterblichen Depeche Mode & Co. mit offensiven Wave-Anleihen.
Alles völlig unaufgeregt, eingängig bis eindringlich und auch ohne ganz große Hits eine harmonisch runde Sache. Kurzum: Ein richtig gutes Album.
Ohr d’oeuvre: Wanderlust / Mecca / Daughters
VÖ: 21.02.2014; Domino Recordco
Tracklist:
01. Wanderlust
02. Nature Boy
03. Mecca
04. Sweet Spot
05. Daughters
06. Pregnant Pause
07. A Simple Beautiful Truth
08. A Dog’s Life
09. Past Perfect
10. New Life
11. Palace
Gesamteindruck: 8,5/10
Mehr zu Wild Beasts