Was ist die Steigerung von dunkel? Richtig. Es gibt keine! Wer im Glauben ist, das New Yorker Elektro-Duo etwa im lichtdurchfluteten Disco-Dancefloor vorzufinden, dem war nicht bewusst, mit wem er es hier zu tun hat. Darkside machen ihrem Namen alle Ehre.
High Water als Support hingegen dürften sicher bisher nicht so viel Anerkennung genießen wie das Gitarren-Elektro-Zweiergespann. Diese sind als Opener mit auf Tour, zumindest in den drei deutschen Städten. Nach einem etwas seichteren elektronischen Start übernimmt das Erfolgsduo mit Nicolas Jaar dann gegen zehn vor neun das Ruder. Wenn Darkside rufen, findet sich ein sehr versierter Kreis an Besuchern zusammen. die sich bei den ersten Tönen umgehend vom Barbereich des Gloria abwenden, um die beiden Musiker live zu erleben und um den Klängen ihres im Oktober veröffentlichten Albums PSYCHIC zu lauschen. Die Musik von Darkside ist grundsätzlich ein spiritueller Mix aus Gitarre, Bass, düsteren und kurzen Gesangparts, am ehesten dem Genre Darkcore/Experimentell zuzuordnen. Akzente werden heute allerdings nicht durch die Musik gesetzt, die an diesem Abend fast schon esoterisch, gar langatmig daherkommt. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit bis sich jeder Track vom Vorspann löst und sich entfaltet. Die Fans der ersten Stunde werden uns diese Kritik ob dieses Standpunkts eventuell verübeln. Immerhin mag der Spannungsbogen ein Wiedererkennungsmerkmal von Darkside sein, der sie und ihre Musik als Konzept-Kunst auszeichnet.
Auch die Inszenierung auf der Bühne ist einzigartig. Um an die einleitenden Worte in diesem Beitrag anzuknüpfen: Dunkel ja, stockfinster war es an diesem Abend jedoch nicht. Immerhin blitzen hier und da Stroboskope auf. Ansonsten schimmern Licht-Reflexionen durch den Raum. Auslöser ist die riesige und kreisrunde Spiegelfläche, die neben den Köpfen von Nicolas Jaar und Drummer Dave Harrington permanent rotiert und dabei hin und wieder Lichtstrahlen reflektiert. Verpackt wird diese Umsetzung mit einem fast 90 minütigen Set, das neben „Freak, Go Home“ und dem beliebten Track „Paper Trails“ eine Basteleinlage des gesamten aktuellen Albums beinhaltet. Man beachte, das PSYCHIC nur 45 Minuten Spiellänge besitzt. Soviel zum Thema Langatmigkeit.
Schaut man sich auf einigen Running Orders diesjähriger Festivals um, so erhält man den Eindruck, dass Darkside ab sofort andere Geschütze auffahren und die großen Bühnen erobern möchten. Warum auch nicht. Immerhin haben sich die beiden Ihren guten Ruf sichtlich verdient. Das Jahr gehört ihnen. Wir tun es anderen gleich und hören weiterhin gebannt zu.
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Fotos: jmc/Berbig