Das musikalisch so anders ausgerichtete, experimentelle und ambivalente Vorgängeralbum (MANKIND) THE CRAFTY APE und der kurz darauf erfolgende Weggang von Sänger Joe Volk ließen auf kreative Differenzen im Lager der Briten schließen. Auf der noch im selben Jahr veröffentlichten EP NO SADNESS NO FAREWELL vollzog die Band erneut eine Kehrtwendung, es ging musikalisch zurück zu den Wurzeln und den famosen Erstwerken.
Die logische Konsequenz aus dieser Experimentier- und Findungsphase ist WHITE LIGHT GENERATOR, auf dem Crippled Black Phoenix zwar wieder zu fast alter Größe zurückfinden, das aber auch voller Reminiszenzen der eigenen musikalischen Vergangenheit ist, sich experimentell sehr zurückhält und sonst stilistisch nur wenig Neues zu bieten hat. Ein Album also, mit dem man ein Kapitel eher abschließen denn ein neues beginnen würde. Dennoch ist WHITE LIGHT GENERATOR ein großartiges Album – faszinierend, typisch ungewöhnlich, nicht zu kategorisieren, wie die Band selbst, es klingt anders und doch vertraut. Das in zwei Hälften aufgeteilte Doppelalbum beginnt schwarz. Und total verwirrend, denn Crippled Black Phoenix starten seltsam schräg mit der akustischen Coverversion „Sweeter Than You“ (im Original von Ricky Nelson), werden dann aber laut und heftig und präsentieren mit dem zweiteiligen episch-monumentalen „No!“ umgehend das Highlight des Albums. Dieser Song ist eine deutlichen Huldigung an das grandiose „We Forgotten Who We Are“ von der genialen ersten EP I, VIGILANTE, voll von sich dramatisch auftürmenden Melodien, treibenden Riffs, breitflächigen Gitarrenwänden, ist emotional und intensiv. Das nachfolgende martialische „Let’s Have An Apocalypse Now!“ steht dem in nichts nach, macht vielmehr seinem Namen alle Ehre und ist noch treibender, stampfender und härter.
Die zweite, weiße Seite ist nicht weniger elegisch, dafür weniger ruppig sowie deutlich folk- und countrybeeinflusst, man höre den Gesang beim fantastischen „Northern Comfort“, das Western-Banjo in „Caring Breeds The Horror“ oder den Trompeten in „We Remember You“. Auch die Schwedin Belinda Kordic steuert wieder Gastgesänge bei und verwandelt „Wake Me Up When It’s Time To Sleep“ in einen schaurig schönen und unter die Haut gehenden Song. Neuzugang Daniel Änghede konnte bereits auf der letztjährigen Tour am Mikrofon überzeugen und glänzt auch auf WHITE LIGHT GENERATOR. An Joe Volk reicht er allerdings nicht ganz heran. Beide Gesangsstile sind recht ähnlich, was vermutlich gewollt ist, Daniel Änghede am Ende aber seinen eigenen Charakter nimmt. In Zunkunft darf man ihm gerne mehr Freiraum lassen.
Unterm Strich ist WHITE LIGHT GENERATOR nicht 100 % perfekt, hat Ecken und Kanten aber es ist vielleicht gerade deswegen ein Album, dass man sehr bald liebt! Ein großartiges Werk!
Ohr D’Oeuvre: No! / Wake Me Up When It’s Time To Sleep
VÖ: 14.03.2014, Mascot Records
Tracklist:
01. Sweeter Than You
02. No! Part 1
03. No! Part 2
04. Let’s Have An Apocalypse Now!
05. Black Light Generator
06. Parasites
07. _______
08. Northern Comfort
09. Wake Me Up When It’s Time To Sleep
10. Caring Breeds The Horror
11. You’ll Be Murdered
12. We Remember You
13. A Brighter Tomorrow
Gesamteindruck: 8,5/10
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