Mit ihrem dritten Longplayer VIS A VIS liefern Findus eine reifere Version der Vorgängeralben ab und führen eine Bestandsaufnahme der eigenen Situation und ihres Umfeldes in Hamburg durch.
Ähnlich wie Turbostaat auf ihrem letzten Album nimmt das Quintett den Gentrifizierungswahnsinn in der Großstadt aufs Korn, das Unbehagen darüber wie dies enden wird („Geld frisst Stadt“) und die eigene Orientierungslosigkeit, sich richtig zu positionieren. Die Band stellt sich als gekonnter Beobachter der Inhaltlosigkeit des täglichen Miteinanders heraus („Fremde Schatten“), welches sich scheinbar auch auf den Stadtraum überträgt („Vis a Vis“). Die Entscheidung allerdings, ob man dem ganzen die eigene Euphorie entgegen setzt oder lieber das Weite sucht, wird nicht abschließend geklärt. Kurz gesagt, die Texte bleiben großartig, lassen immer wieder neue Details entdecken und dem Hörer genügend Raum zur eigenen Interpretation.
Die Indierocksongs bewegen sich fast alle (Ausnahme: „Adam“, eine Hommage an Adam Yauch von den Beastie Boys) im Midtempobereich mit schrammelnden Gitarren, einem treibenden Schlagzeug und dem hektisch – melodiösen Gesang der Hamburger. Somit wird das bekannte und geliebte Songwriting weitergeführt, nur nochmal nach vorne gepusht durch die druckvolle und dichte Produktion von Hauke Albrecht (u.a. Captain Planet) und Torsten Otto (u.a. Kante).
Das Album versprüht den Charme eines durchquatschten und durchzechten Abends, an dem die Entscheidung ansteht weiterzuziehen, um den Motor nochmal richtig hoch zu reißen oder lieber nach Hause zu gehen, und es bei dem guten Gespräch mit den Freunden zu belassen.
Ohr D´Oeuvre: Geld frisst Stadt, Alcatraz, Nachtwache
VÖ: 14.3.2014; Delikatess Tonträger / Broken Silence
Tracklist:
01. Alcatraz
02. Vis A Vis
03. Nachtwache
04. Buhmann
05. Laternenlichtschatten
06. Fremde Schatten
07. Ein letzter Gedanke zum Tag
08. Adam
09. Geld frisst Stadt
10. Mondspaziergang
Gesamteindruck: 8/10
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