Ob man das dritte Album ATLAS von Real Estate aus New Jersey mag, liegt wahrscheinlich an der eigenen Persönlichkeit.
Gibt es nichts Höheres, als sonnige Tage im Liegen zu verbummeln, die Sommerbrise zu genießen und ein wenig melancholisch an das Ende des Sommers zu denken, seien einem Real Estate ans Herz gelegt, die das reduzierte Indiegitarrenpop-Prinzip der ersten beiden Platten nun auf ATLAS weiter verfeinern. Ein stoisches Schlagzeug, das im 4/4 Takt verharrt, Byrds-Gitarren, die eine wunderschön-lakonische Melodie nach der nächsten spielen oder auch mal in ihr hängen bleiben und ein glockenheller Gesang, der keine andere Aufregung jenseits der Getränkewahl zu kennen scheint. Wie an einem endlosen Tag am Meer zelebrieren Real Estate die große Gelassenheit, den nostalgischen, zurückgelehnten Blick auf das Leben in Verwandtschaft zu Bands wie Beach Fossils, Deerhunter, Yuck und vor allem Yo la Tengo.
Es finden sich keine verzerrten Gitarren, kein Anziehen der Stimme, kein Geschrei, alles kumuliert im wunderschönen Abschlusssong „Navigator“ oder im Instrumentalstück „April’s Song“. Ein wenig erinnert die Band auch an die ewig desinteressierten Shoegazer von Ride, nur halt ohne jeglichen Lärmausbruch. Macht soviel Gelassenheit nicht nervös, möchte man einfach nur mal leicht besudelt abschalten an einem sonnigen Nachmittag, dann sei ATLAS einem ans Herz gelegt. Wird man eher aggressiv durch zu viel Wärme, Nostalgie und Untätigkeit, dem sei eher abzuraten.
Ohr d´Oeuvre: Talking Backwards, Crime, Navigator
VÖ: 28.02.2014; Domino Recordco.
Tracklist:
01. Had to Hear
02. Past Lives
03. Talking Backwards
04. April’s Song
05. The Bend
06. Crime
07. Primitive
08. How Might I Live
09. Horizon
10. Navigator
Gesamteindruck: 7/10
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