In der Musikwelt sind inzwischen reichlich Frontfrauen vertreten. Oft jedoch sind diese nur in sanften oder harten Genres zu Hause, gelten dadurch entweder als „Rockröhre“ oder als „Frau mit Engelsstimme“. Lissie bedient beides und das macht sie nahezu einzigartig.
Doch bevor die Sängerin aus Illinois ihre Songs live vortragen darf, bekommt Norma Jean Martine die Chance, sich im ausverkauften Luxor zu präsentieren. Die Amerikanerin mit Wohnsitz in London ist jung, hat Ausstrahlung und erinnert einen sofort an Birdy. Sie wirkte bereits als Support für James Arthur, spielte auf dem Montreux Jazz-Festival und machte hierzulande auf dem Reeperbahn-Festival eine gute Figur. Die zerbrechliche, sanfte, zarte Musik, die zwischen Jazz und Singer-Songwriter pendelt, passt zwar nur bedingt zu Lissie, verschafft jedoch den anwesenden Fans einen angenehmen Einstieg. Martines Stimme klingt gut und sie weiß an der Gitarre und am Klavier zu glänzen. Wer Musik in dieser Art mag, sollte sich Norma Jean Martine merken.
Nach einer kurzen Umbaupause beginnt Lissie dann mit demIntro von Metallicas „Master Of Puppets“ ihren Gig. Dabei zeigt sie sich gewohnt vielschichtig, belässt ihre Ansagen und Danksagungen bei kurzer Dauer – nur eine Aktion gerät etwas größer, als sie einen Zuschauerin auf die Bühne holen lässt und mit ihr einen Schnaps auf Ex trinkt. Bei der Musik mischt Lissie ordentlich hin und her, wechselt immer mal das Tempo und lässt so nie Langeweile aufkommen. Ob bei der Coverversion von Danzigs „Mother“ oder älteren Songs aus dem Debüt CATCHING AS TIGER, das Kölner Publikum ist immer emotional dabei.
Einzig die Optik Lissies wirft Fragen auf. Das Gesicht ein wenig aufgequollen wirkt sie augenscheinlich kränklich und gezeichnet. Spürbar in ihrem Gitarrenspiel und ihrem Gesang wird dies jedoch nicht und tut deswegen der Stimmung auch keinen Abbruch. Und so gelingt Lissie mitsamt Band ein kurzweiliges Konzert, das Folk-, Songwriter- und Rockliebhaber gleichermaßen zufriedenstellt. Was will man mehr?
Foto: Steffie Wunderl
Mehr zu Lissie